• Chronologie
  • Kurze Geschichte von Ebendorf
  • Chronik der Gemeinde Ebendorf bis 1930 von Julius Köhler
  • Kleines Wörterbuch
  • Karten und Pläne
  • Inhalt der Zeitkapsel (gefunden beim Abriss der alten Schule)

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    Chronologie
     
    1786
    Ansiedlung mit 60 Kolonistenfamilien (214 Personen) aus Luxemburg und Erhebung zur römisch-katholischen Pfarrei.
    1788
    Flucht vor den Kriegsereignissen; anschließend Neuansiedlung
    1792
    nach Neuansiedlung zählte Ebendorf 420 Seelen.
    1801
    in den Matrikeln werden die ersten Lutheraner und Reformierte erwähnt.
    1805
    Baron Michael von Bruckenthal erwirbt die Hälfte der Gemarkung von Ebendorf von der Hofkammer. Die Ansiedler werden von Kammeraluntertanen zu Untertanen des Grundherrn.
    1810
    31. August - Ebendorf wird zum Marktort erhoben.
    1811
    29. September - Einweihung der neuen Kirche zu Ehren des Erzengels Michael.
    1836
    die „Kanonische Visitation“ berichtet von 15 Filialen der röm. kath. Pfarrei Ebendorf.
    1842
    Evangelische Pfarrei Ebendorf ausgerufen.
    1866
    das Gebetshaus wird Eigentum der Evangelischen Kirche
    1869
    durch Lizitation gelangt das Bruckenthalsche Gut in die Hände des Siebenbürgischen Grundherrn Graf Zeyk von Zeykfalva.
    1873
    Ebendorf wird als ev. Pfarrei aufgelöst und zur Tochterkirche der ev. Kirche AB von Lugosch.
    1892
    Ankauf der Gründen durch den Großgrundbesitzer Julius Winterberg von Groß-Gaj. Nach kurzer Zeit, Verkauf an Ludwig Bodansky
    1905
    Umbau des Pfarrhauses.
    1910-14
    Auswanderungswelle in die USA.
    1914-18
    Erster Weltkrieg. Ebendorf beklagt 30 Opfer
    1919
    Ansiedlung der Deutschböhmen aus Weidenthal und Wolfsberg.
    1938
    Ebendorf erreicht seinen höchsten wirtschaftlich-sozialen Entwicklungsstand und zählt 1056 Einwohner.
    1941-45
    Zweiter Weltkrieg. Ebendorf zählt 98 Soldaten beim rumänischen Heer; davon sind 15 Soldaten gefallen oder vermisst. Beim deutschen Heer kämpfen 129 Ebendorfer; davon sind 43 Soldaten gefallen oder vermisst.
    1945
    15. Januar - Deportation in die UdSSR; aus Ebendorf wurden 170 Personen (Männer 16.-45. Lebensjahr, Frauen 17.-30.Lebensjahr) zur Zwangsarbeit in die Kohlenreviere der UdSSR deportiert. 33 dieser Personen verstarben in der Verschleppung.
    1957
    Auflösung der Evangelischen Kirchengemeinde AB von Ebendorf.
    1958
    Abschluss der Kirchenrenovierung (röm. kath.) unter Pfarrer Wenzel Demele.
    1969
    Die ersten Ruthenen (Ukrainer) kommen aus Maramuresch nach Ebendorf
    1971
    Pfarrer Josef Barthou verlässt als letzter Seelsorger mit Sitz in Ebendorf die Pfarrei. Ebendorf bleibt Pfarrei ohne besetzte Seelsorgerstelle.
    1985
    5. und 6. Oktober - in Königsbrunn bei Augsburg wird die HOG (Heimatortsgemeinschaft) Ebendorf gegründet
    1990
    Nach der Revolution vom Dezember 1989, beginnt die Massenaussiedlung in die BRD.
    1992-93
    Ebendorf wird als Pfarrei aufgelöst und Filiale der röm. kath. Pfarrei von Lugosch.
    2004
    Nach fast 100 Jahren seit dem Umbau, wird das Pfarrhaus abgerissen; ebenfalls muss auch das alte Schulgebäude einem Neubau Platz machen.
    2005
    In Stiuca leben noch 7 Deutsche.

     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

    Ebendorf, eine Ortschaft zwischen Hecke und Bergland.
    Kurze Chronik der Marktgemeinde im östlichen Banat
    Von Heinrich Lay
    Erschienen in der „Banater Post“ am 20. September und 5. Oktober 1996
    Die ausführliche Geschichte unseres Dorfes, von der Ansiedlung bis zum Verfall, sowie verschiedene Begebenheiten und Vorfälle aus der Vergangenheit, zahlreiche Bilder, Daten u.a.. können in dem Buch 
     
    „Ebendorf im Banat - Monographie und Heimatbuch“ 
     
    nachgelesen werden.
    Zu bestellen unter folgenden Adresse : 
    Johann Zwick
    Eberlestr. 9
    86157 Augsburg
    Tel. 0821/527506 
    oder HOG Ebendorf@aol.com
     
    Kapitel:
  • Lage, Grenzen und Namen
  • Die Gründung Ebendorfs
  • Das wirtschaftlich-soziale Leben
  • Die Verwaltung der Marktgemeinde
  • Kirche und Schule
  • Kulturelles und geselliges Leben
  • Das Gesundheitswesen
  • Das Ende von Ebendorf
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    Lage, Grenzen und Namen

    Ebendorf liegt am äußersten Rande der Banater Hecke, 196 m über dem Meeresspiegel (Adria), am rechten Ufer des Csukas-(Stiuca-)Baches, der in die Temesch mündet. Ebendorf und seine Nachbarorte.Von Lugosch, dem seinerzeitigen Komitatssitz kann es in Richtung Südosten bei einer Entfernung von 14,1 km erreicht werden. Sowie die anderen deutschen Dörfer dieser Gegend (Darowa, Eichenthal und Wetschehausen hat auch Ebendorf keinen direkten Anschluss an das Eisenbahnnetz. Bis Gavojdia, das bei 148 m über der Adria liegt und den Anschluss zur Bahntrasse  Lugosch - Karansebesch  ermöglicht, sind es 6,1 km. Die weiteren Nachbargemeinden sind: Im NNW  Honorici und Olosag (nach dem die Straße, die bei Ebendorf vorbeiführt benannt ist), im NW  Wetschehausen, im SSW Dragomiresti. im O Eichenthal und im NO das schon erwähnte Gavojdia.
    Den Namen Ebendorf trug diese Ortschaft seit ihrer Gründung im Jahre 1786. Als dann um die Jahrhundertwende die Banater deutschen Ortschaften umbenannt wurden, erhielt 1901 das fast rein deutsche Ebendorf den Namen Csukas (Bischöfl. Zirk. 1901, S. 84), nach dem Bächlein, das am Dorfrande langsam in Richtung Gavojdia fließt. Als das Banat nach dem Ersten Weltkrieg mit Rumänien vereinigt wurde, erhielt es den Namen Stiuca (die rumänische Benennung des vorhin erwähnten Baches).
    Etymologisch gesehen spricht der Name Ebendorf für eine landschaftliche Gegebenheit. Csukas kommt vom ungarischen csuka, was soviel wie Hecht bedeutet. Im rumänischen  bedeutet stiuca dasselbe wie vorhin gezeigt - Hecht. Dr. Petri unterstrich, dass beide Formen aus dem slawischen kommen. Beispielsweise bedeutet stuka im bulgarischen Hecht. Durch die nachteilige abgeschiedene geografische Lage - am Rande der Hecke, keinen unmittelbaren Anschluss an das Eisenbahnnetz, entfernt von einer Großstadt und schlechte Straßen - kam dieser Ort in seiner wirtschaftlich-sozialen  Entwicklung nur langsam vorwärts. Als es endlich bessere Landstraßen gab, und ein geregelter Verkehr eingeführt, wurde, war das schmucke  Dorf infolge des Umzugs und der Aussiedlung seiner Bewohner zum Verfall verurteilt.
     
     

    Die Gründung Ebendorfs

    In seinem Buch über das Karascher Komitat schreibt Friedrich Pesty, dass das Gebiet um Dragomiresti zum mittelalterlichen Dorf Dombovicza gehörte. Als dann die kleine Ortschaft verschwand, entstand auf dem Gebiet, die 1585 erwähnten Siedlungen „Ober-„und Unter-Stukatth“. Zur selben Zeit fand wegen dem Besitz des „Stuka-Tales" eine Gerichtsverhandlung statt. In wessen Händen der Grundbesitz dieser Gegend blieb, geht aus den erhaltenen Urkunden nicht hervor. Allenfalls müssen die kleinen Dörflein verschwunden sein, weil sie nach der Vertreibung der Türken, 1717, unter den bewohnten Dörfern des Banats nicht mehr vorkommen.
       Unter den 2700 Familien, die in der Zeitspanne von 1784 bis 1787 aus dem „Reich" für das Banat und die Batschka angeworben werden konnten, waren 60 für das neu zu erbauende Ebendorf vorgesehen. Von den brach liegenden Feldern um den Hügel, der für die neue Kolonie vorgesehen war, wurde die Gemarkung ausgemessen. 1786 waren 120 Häuser fertig oder befanden sich im Bau. Es sollten weitere 60 hinzukommen. Während der Kriegswirren von 1788 flüchteten die neuen Ansiedler. Bei ihrer Rückkehr fanden sie ihre Häuser und Höfe ausgeraubt und zerstört vor. Viele kehrten nicht mehr zurück und ihre  Häuser blieben leer stehen. Um  diese zu, besetzen, wurden neue Ansiedler gebracht. 1792 zählte die Bevölkerung des kaum sechs Jahre alten Ebendorf 420 Seelen.Altes Haus in Ebendorf (Haben die ersten Häuser so ausgesehn???
    Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wanderten Tschechen und Slowaken ein, die in den nächsten Jahrzehnten eingedeutscht wurden. Allein die Namen wie Bodotsek, Szibulka, Fabianek, Habischa, Holatschek, Hubacsek, Kalacsek, Korvisi, Kubicsek, Lamatz, Mahaiek, Marek, Schisla, Szucsek, Turek, Zlatnich, Zsutack usw. sprechen von ihrer slawischen Herkunft. Da der Ackerboden noch lange nicht gerodet war, mangelte es an Feldern, um den Lebensunterhalt der einzelnen Familien zu sichern. Das auf schlechtes und wasserarmes Land angelegte Ebendorf, gedieh schwer und unsagbar langsam. Dazu trugen noch die schwachem Ernten der ersten Jahre. Viehseuche, epidemische Krankheiten unter den Neuangesiedelten, die Schulden für die Häuser, Geräte, Samen. Zug- und Milchtiere und die unbezwinglichen Verpflichtungen bei. Aus diesen Gründen traten unter den Kolonisten Unstimmigkeiten auf, was einige Familien veranlasst die neue Heimat zu verlassen, um anderswo besseres zu finden. Um die freigewordenen Ansässigkeiten zu besetzen, kamen dauernd  neue Kolonisten hinzu. Davon ausgehend stieg die Bevölkerungszahl von Ebendorf nur langsam an. Folgende Statistik spricht dafür: 1810: 400 Einwohner; 1830: 511; 1880: 783; 1900: 957; 1910: 941; 1920: 871; 1930: 947 und 1940:1084. Davon war der Hundertsatz der Deutschen zwischen 82,5 im Jahre 1880 - und 97.8 1930 (Dr. Petri, a.a.O. S. 4). Als solches gehört Ebendorf zu den acht ersten Gemeinden des Banats mit dem Anteil einer deutschen Bevölkerung. Obwohl das deutsche Element in dieser Ortschaft immer überwiegend war, gab es seit eh und je auch Ungarn, Rumänen und vorübergehend auch Juden. Dr. Petri hat die Herkunftsorte und Gebiete der hier angesiedelten Kolonisten  erforscht. Er kam zur Schlussfolgerung, dass über 30 der Ebendorfer Ansiedler aus Mähren stammten, über 14 aus Bayern (Franken) und die anderen von Luxemburg, Westfalen, Pfalz, .Saarland, Rheinland, Baden-Württemberg, aber auch aus Ungarn, Böhmen und aus manchen Ortschaften des Banats (Rekasch, Lugosch, Bilied, Dognatschka, Lippa, Mercydorf, Hatzfeld und Neuarad). In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts bestand die neue Ortschaft aus 217 Familien. Die Zahl der ausgemessenen Hausplätze betrug damals 230, die noch lange nicht alle bebaut waren. Den Schematismen der Tschanad-Temeswarer Diözese geht hervor, dass sich in Ebendorf außer Katholiken auch Lutheraner, Reformierte und später Juden, niederließen. Als dann um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert zahlreiche Ebendorfer auf der Suche nach einem besseren Auskommen umgezogen, aber auch nach Amerika ausgewandert sind, kamen ab 1919 viele Familien Deutschböhmer aus Weidenthal hierher und fanden da eine neue Heimat. Der Dorfplan von Ebendorf stellt ein Rechteck dar. Darinnen befinden sich drei parallel laufende, lange Straßen und fünf Quergassen. In der „Hauptgaß“ befinden sich außer der Kirche, Schule, Gemeinde- und Pfarrhaus zwei Brunnen die das notwendige Trinkwasser sicherten.
     

    Das wirtschaftlich-soziale Leben

    Bei der Besiedlung des neu angelegten Dorfes waren die Felder schon ausgemessen und die Gemarkung festgelegt. Sie erfasste eine Fläche von 3342 Joch Urbarialfeld (Ackerfeld, Hausplätze, Ersatzgärten, Wiesen und Hutweide), 98 Joch Industrialien (Wein- und Obstgärten), 237 Joch Freigründe (Straßen, Wege, Gräben, Ried, Sumpf usw.) und 234 Joch Oberland, zusammen 3912 Joch (Dr. Petri, a.a.O. S. 3). Aus Mangel an Gründen erhielt kein einziger Ansiedler mehr als eine halbe Ansässigkeit von der Kammer zugeteilt. Anfangs war die Dorfbevölkerung Untertan der Hofkammer. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1805) Baron Michael von Bruckenthal die Hälfte der Gemarkung von der Hofkammer abkaufte, traten neben einem neuen Grundherrn andere Lasten bzw. schwerere vertragsmäßige Untertanenverhältnisse auf. Fast ein Jahrhundert sollten die Ebendorfer den Privatgrundherrschaften der Familie Bruckenthal, des Josef Zeyk de Zeykfalva, dem Gutsherrn Winterberg und Bodanski untertänig bleiben. Es ist noch nicht geklärt, ob der grundherrliche Boden bzw. die Ansässigkeiten, nach und nach in die Hände der Untertanen gelangten oder erst dann, als 1894 das Patronat des Grundherrn über die röm.-kath. Kirchengemeinde aufgelöst wurde. Für das volle Eigentumsrecht über die Ansässigkeiten musste der Grundherr entschädigt werden, wodurch die Bauern für lange Jahre schwer verschuldet waren. Auch das war ein Hindernis, dass die Landwirtschaft sich in Ebendorf nur langsam entwickelte und erst am Vorabend des Zweiten Weltkrieges ihren Höhepunkt erreichte.
    Im Mittelpunkt der landwirtschaftlichen Tätigkeiten stand immer der Getreidebau. Außer Weizen, der das Brot für die Familien sicherte, wurde Gerste, Hafer, Roggen, aber auch Mais angebaut. Sonnenblumen, Sojabohnen, Klee für Samen, Hanf, Tabak, Lein und Futterpflanzen haben in der Landwirtschaft Ebendorfs nicht gefehlt. Für den Aufschwung der Landwirtschaft in der Zeit zwischen den zwei Kriegen spricht der Erntebericht von 1933. Dem geht hervor, dass der Ertrag beim Weizen acht bis zehn und bei Roggen zehn bis  zwölf  Meterzentner pro Joch betrug. Kartoffeln und Mais waren wegen dem verspäteten Anbau etwas schwächer. Der damals noch nicht eingebrachte Klee für Samen versprach gut zu gedeihen (L Ztg. 58/27. Juli 1933).
    Gemüse wurde zumeist im Hausgarten angebaut. Kartoffeln auch auf den Feldern und Obst besonders in den Weingärten, die einen beträchtlichen Teil der Gemarkung einnahmen, Die Weingartenbesitzer hatten im Durchschnitt eine Fläche von einem viertel bis zu einem halben Joch.Die Schweineschlacht
    Unter diesen gab es auch welche, die mit Edeltrauben bepflanzt waren. Zwischen den Rebstöcken gab es auch Obstbäume, deren Ernte ausschließlich für die Familie war.
    Die Viehzucht konnte wegen der kleinen Hutweide nicht groß betrieben werden. Außer Milchkühe, die bereits jedes Haus hatte, gab es die Pferde als Zugkraft, Schweine, die das Fleisch für ein ganzes Jahr sicherten und Geflügel. Obwohl Ebendorf ein armes Dorf war, sind die Ziegen erst während und nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend verbreitet gewesen. Die Schafzucht war und blieb bis zur „sozialistischen Ära" soviel wie unbekannt. Mit der Seidenraupenzucht beschäftigte man sich seit eh und je. Da an den Straßen, die ins Dorf führten, aber auch in den Gassen, Maulbeerbäume standen, konnten die dazu notwendigen Blätter leicht besorgt werden. Der Ertrag von den Seidenraupen sicherte ein kleines Einkommen für die unbemittelten Dorfbewohner.
    Mitte der dreißiger Jahre wurde durch den Bauernverein eine Genossenschaft ins Leben gerufen, die die Verbesserung der Lage der Landwirte anstrebte und ihnen die Gelegenheit bot, ihre Betriebe auf einen höheren Stand zu bringen. Auf diesem Weg lernte man den Kunstdünger zu gebrauchen, Produkte abzusetzen und neue Geräte bzw. Maschinen anzuschaffen.
    Um in einer solchen Ortschaft, mit kargem und schweren Boden, einen gewissen Stand zu erreichen, muss der Fleiß seiner Bewohner besonders hervorgehoben werden; Dank dessen hat sich Ebendorf im Vergleich zu dem was es vor dem Ersten Weltkrieg war, zu einem beträchtlichen Wohlstand emporgearbeitet. 1944 gab es in dem kleinen Ort zwei Dresch- und 21 Sämaschinen, 36  Maissetzer  und 15 Grasmäher.
    Von den 231 Haushalten Ebendorfs im Jahre 1938, waren 149 (65%), die sich mit Landwirtschaft beschäftigten und in den anderen 82 lebten Landarbeiter, Handwerker, Kaufleute und die Dorfintelligenz (Lehrer, Pfarrer und Notar).
    An Gewerbetreibenden hat es seit eh und je in Ebendorf niemals gefehlt. Eine erste Statistik darüber besteht erst um die Wende vom 19. und 20. Jahrhundert. Damals gab es eine Anzahl von 18 Handwerkern. Diese waren Maurer, Zimmerleute, Schmiede, Wagner. Schuhmacher, Tischler, Tschismenmacher, Schneider und Barbiere. Mit dem, dass es in den umliegenden rumänischen Dörfern kaum einige Handwerker gab, sind, die Ebendorfer dafür eingesprungen und haben von dort ihre Kunden herangezogen. Wegen ihrer Qualitätsarbeit und Zuverlässigkeit waren sie bei ihren rumänischen Kunden sehr geschätzt. Dadurch vermehrten sie sich nicht nur zahlenmäßig, sondern auch die einzelnen Zweige des Gewerbes stieg an. Von den 127 die es 1938 in Ebendorf gab lebten in manchen Häusern Vertreter von drei Generationen, die dasselbe Fach ausübten. In anderen war der Vater und zwei Söhne, d.h. auch bis zu drei Gewerbetreibende. Unter den erwähnten 127 waren: 18 Tischler, 15 Maurer, 14 Schuhmacher, 12 Frisöre, 11 Wagner, 10 Schmiede, 8 Zimmerleute, 7 Mechaniker, 7 Schneider, 4 Steinmetze, 3 Fassbinder, 3 Riemer. 3 Metzger; 2 Klempner, 2 Müller, 2 Ofensetzer. 1 Bäcker, 1 Pflasterer, 1 Automechaniker, 1 Installateur, 1 Hebamme und 1 Köchin. Damit ist noch lange nicht gesägt, dass alle eine eigene Werkstatt hatten, oder ihren Beruf in ihrer Heimatgemeinde ausübten. Soweit man sich noch erinnert, waren alle beschäftigt, und an Aufträgen hat es ihnen niemals gefehlt. Dank dem sorgfältig erstellten Verzeichnis von Therese Wibiral und Nikolaus Sutschek, können alle 127 namentlich genannt werden.
    Aus dem erforschten Material geht hervor, dass Ende des 18. Jahrhunderts in Ebendorf eine Mühle war. Trotzdem sie nicht mehr erwähnt wird, scheint sie auch weiter bestanden zu haben. Gemäß mündlicher Überlieferung - erinnern sich ältere Leute -, dass unterhalb des Gemeindehauses eine Mühle gestanden haben soll. Wann und weshalb sie aufgelassen wurde, konnte bislang nicht ermittelt werden. Um das Brotgetreide zu mahlen fuhr man zu den Wassermühlen in die Dörfer Zorlentul Mare oder Sacul. Leichter wurde es für die Ebendorfer, als in den dreißiger Jahren in Gavojdia eine Dampfmühle errichtet wurde. Zum mahlen von Mais, Gerste und Hafer für Viehfutter hatten die Bauern eigene Handschroter. Erst in den dreißiger Jahren wurde eine Schrotmühle mit Motor betrieben eingerichtet. In Ebendorf gab es auch eine Schnapsbrennerei.
    Schon 1807 suchte Baron von Bruckenthal, um die Genehmigung zwei Jahrmärkte in Ebendorf abgälten zu dürfen, an. Erst 1810 hat König Franz I. das Privilegium eines Marktfleckens gewährt. Seit dann wurden regelmäßig zwei Jahrmärkte (24. April und 19. September) abgehalten. Wann und weshalb diese eingestellt wurden, können selbst die ältesten Leute nicht sagen. Allein über den Platz, wo diese Märkte abgehalten wurden, weiß man noch Bescheid.
    An Kaufläden gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Metzgerei, einen Gastwirt, zwei Gemischtwarenhändler und einen Greisler. Ihre Zahl war 1938 auf vier und die der Gastwirte auf drei gestiegen. Nach der Enteignung und bis zur zwangsmäßigen Kollektivierung blieb das Wirtschaftsleben vorübergehend bestehen. Jeder trachtete irgendwie zu überleben in der Hoffnung, dass die entstandenen Zustände nicht von Dauer sein können.
    Mit dem Anlauf zur Gründung  der LPG begann man staatlicherseits schweren Druck auf die Bauernschaft auszuüben. Als dann 58 Leute, die mehr oder weniger überzeugt waren von alledem, was man ihnen versprach, ihre Anträge gestellt hatten, wurde 1958 die LPG ins Leben gerufen. Die Bauern traten mit ihren Feldern, Geräten, Maschinen und Zugtieren der neugegründeten Wirtschaftsform bei. Dadurch, dass die ersten Jahre ertragreich waren und die Leute einen Gewinn erzielten, traten allmählich auch die anderen Bauern der LPG bei. Bis zum Jahre 1958 war die Kollektivierung Ebendorfs abgeschlossen. Jene, die sich nicht überzeugen ließen, wurden aber mit hohen Quoten belastet und mussten viele Schikanen ertragen. Als es nicht mehr weiter ging, übergaben sie den Boden dem Staatlichen Landwirtschaftsbetrieb.Bei der Arbeit in der LPG
    In dieser Zeit - Ende der fünfziger Jahre - wurde die Elektrifizierung der Ortschaft vorgenommen und durch den Bau eines Wasserturms bzw. eines Wasserleitungsnetzes wurde auch das Problem des Trinkwassers als Sorgenkind - endgültig aus der Welt geschafft.
    Die von den eigenen Leuten geführte gut organisierte Wirtschaft der LPG ging schnell aufwärts und erreichte einen bemerkenswerten Wohlstand. Das kam auch den Mitgliedern dieser Einheit zu Gute. Sie haben sich an die Gemeinschaftsarbeit gewöhnt, mit Interesse viel und fleißig gearbeitet in dem Bewusstsein, dementsprechend bezahlt zu werden. Die zu gut gehende LPG Ebendorf ist aufgefallen, und war der Behörde ein Dorn im Auge. 1962 wurde sie zwangsmäßig mit der schwachen, verlotterten und schlecht gehenden LPG Olosag zusammengeschlossen. Die Mitglieder der neu hinzugekommenen LPG wurden Miteigentümer der Wirtschaft von Ebendorf und die Ebendorfer wurden Teilhaber der großen Schulden, die die Olosager hatten. Die Leitung der neuen Großwirtschaft lag in rumänischen Händen. Die Leute von Ebendorf mussten den Olosagern bei der Feldarbeit beistehen und oftmals kilometerweit bis dahin fahren. Als der Staat den LPGs Verträge aufzwang, gemäß denen eine beträchtliche Menge Getreide um einen Mindestpreis an ihn verkauft werden musste, hatten die Leute kaum ihr Brot für das kommende Jahr. Außerdem musste die LPG die Steuern begleichen, Teile ihrer Schulden der Bank tilgen und die Maschinen und Traktorenstation für die zur Verfügung gestellten technischen Mittel bezahlen. Von dem was noch blieb wurde an die Mitglieder der LPG je nach Leistungen verteilt. Als dann in den achtziger Jahren die LPG von Zgribesti miteingeschlossen wurde, waren nicht nur die Schulden, sondern auch die Missstände und die Unstimmigkeiten noch größer. Der Rückgang des Einkommens, die schwach organisierte Wirtschaft,  die Strapazen durch die weite Reise bis zum Arbeitsplatz u.v.a. hat bei den Ebendorfern Missstimmung und Abneigung hervorgerufen. Sie standen da ohne Zukunftsschimmer und verließen   nach und nach die LPG, fanden  Arbeitsstellen in der Staatsfarm oder zogen in die Städte, wo sie in  der Industrie ein gesicherteres Arbeitsverhältnis antraten. Auf der Suche nach neuen Erwerbsquellen verließen die Leute allmählich ihre angestammte Heimat. Das schmucke Dorf ging dem Ruin entgegen und die einst so schöne Gemeinschaft löste sich auf. Während der „sozialistischen Ära“ gab es in ganz Ebendorf einen einzigen Kaufladen, der gehörte  der  Konsumgenossenschaft.
     

    Die Verwaltung der Marktgemeinde

    Verwaltungsmäßig hat sich eine Marktgemeinde von den anderen Kommunen kaum unterschieden. So wurde der Bürgermeister Marktrichter genannt, und war vom Grundherrn vorgeschlagen und vom Wahlausschuss gewählt. Als dann die Grundherrschaft auf ihren Bodenanteil verzichtete und die Bauern durch Ablöse Volleigentümer der Acker wurden, hat man die lokale Verwaltung, so wie in den anderen Ortschaften des Banats, die schon 1853 Herr ihrer Scholle wurden, organisiert. Richter, Geschworene und Notar (auch Schreiber genannt), dessen Sitz 1908 von Zgribesti nach Ebendorf verlegt wurde, bildeten die Gemeindevorstehung. Ihre Beschlüsse wurden vom „Trommelmann" der Öffentlichkeit bekannt gemacht.Das Ebendorfer Rathaus
    Für die geordnete Dorfgemeinschaft sorgten der Richter und die Geschworenen. Man war damals schon dem bewusst, dass das Wohl der ganzen Gemeinde auch dem Wohl jedes Einzelnen zugute kam. Ist es ab und zu vorgekommen, dass ein Ortinsasse gegen die Gemeindeordnung verstoßen hat, wurde er verurteilt  und bestraft. An politische Parteien erinnert man sich nicht in Ebendorf. Auch nicht an Leute, die Politik getrieben haben. Dazu war keine Zeit, und unsere Leute waren diesen Ereignissen immer gleichgültig gegenübergestanden. Im Geiste der Karlsburger Beschlüsse, der Gewährung gleicher Rechte und Freiheiten für alle rumänischen Staatsbürger, entstand die Idee (von Lugosch), ihre alten deutschen Ortsnamen zu beantragen. In den Reihen der betroffenen Dörfer dieser Gegend fand der Gedanke Widerhall. Unterstützt vom Subpräfekt Dr. Cornel Grofsorean versuchte man beim Ministerium einzuwirken, dass Stiuca wieder zu Ebendorf. Daruwar - Granichstätten, Gyulatelep - Eichenthal, Vecsehaza - Westhausen, die Tiroler Gemeinde zu Königsgnad und Bethlenhaza zu Bethausen werden sollten. Das Innenministerium hat seine Zustimmung dazu gegeben, aber die feindlich eingestellten Gemeindenotare haben diese Aktion unterbaut. Grofsorean war inzwischen von Lugosch versetzt worden und die abermaligen Versuche scheiterten, allein in Bethausen konnte man den angestrebten Namen erhalten und bis heute bewahren (L Ztg. 91/15. November 1931).
    Ebendorf, das seit seiner Gründung und bis 1881 dem Karascher Komitat angehörte, war bloß von 1849 bis 1860 dem Kreis Lugosch der „Serbischen Woiwodschaft und Temescher Banat“ unterstellt. Mit der Entstehung der Karasch-Seweriner Verwaltungseinheit 1881 und bis 1926 gehörte es dahin. Von dann beginnend zum Komitat Sewerin. ab 1950 zum Rayon Lugosch und schließlich seit dem Februar 1968 zum Kreis Temesch. Seit der Einführung der Stuhlbezirke gehört unsere Gemeinde dem Temescher (im Rahmen des Karasch-Seweriner Komitats) an. In der rumänischen Ära war Ebendorf dem Lugoscher Stuhlbezirk zugeteilt. Für diesen Ort und die eingemeindeten Dörfer war das Steueramt von Sacul, die Post, der Telegrafenanschluß und das Telefonnetz von Gavojdia zuständig.
    In dem 1968 neugeschaffenen Kreis Temesch ist Ebendorf eines der kleinsten Gemeindezentren. Ihm gehören die Dörfer Olosag, Zgribesti und Dragomiresti als eingemeindet an.
     
     

    Kirche und Schule

    Obwohl die Ebendorfer Ansiedler aus mehreren Ländern, Provinzen und Gebieten stammten, haben sie den Glauben ihrer Väter (röm.-kath. und evang.-luth.) mitgebracht und weiter gepflegt. In demselben Jahr, 1786, als Ebendorf angelegt wurde, hat man es auch zur Pfarrei erhoben. Der erste Seelsorger war Michael Mersch (1786 bis 1793). Bis zum Bau einer röm.-kath. Kirche vom Grundherrn Baron Michael von Brukenthal, wurde der Gottesdienst in einer kleinen Holzkirche abgehalten. Das neu erbaute Gotteshaus wurde 1812 dem hl. Erzengel Michael geweiht. Das Patronatsrecht stand dem vorhin erwähnten Grundherrn zu.
    Laut den Schematismen der Diözese Tschanad-Temeswar war die Anzahl der Ebendorfer Katholiken: 1837: 397; 1853: 375; 1868: 650; 1883: 722; 1900: 1028; 1940: 1050 und 1948 noch 738. Die röm.-kath. Bevölkerung der Filialen, deren Zahl ständig angestiegen war. ist von dieser Statistik nicht erfasst.Die Kirche von Ebendorf
    Es ist bekannt, dass während der josephineschen Kolonisation auch Lutheraner ins Banat kamen. Einige von ihnen ließen sich in Ebendorf nieder. Sie hatten 1842 einen eigenen Pfarrer, der sonntags deutsch und ungarisch predigte. Seit 1854 war die Pfarrstelle unbesetzt, aber Ebendorf blieb weiterhin eine Mutterkirche bis 1873 als es zu einer Filiale von Lugosch wurde. Wegen schwachem Nachwuchs, vieler Mischehen zwischen Konfessionen und nicht zuletzt auch wegen mangelhafter Betreuung ging diese evang.-luth. Kirchengemeinde ständig zurück. Die Zahl der Gläubigen betrug 1837: 109; 1857: 160; 1873:140; 1899:65; 1919:60; 1935: 56 und 1936 noch 60 Seelen. Ihren Gottesdienst hielt der Kurator in einem schmucken Bethaus, während der Lugoscher Pfarrer je nach Bedarf, vielleicht zweimal im Jahr, in die Filiale Ebendorf kam.
    Die Bevölkerung Ebendorfs war ohne Konfessionsunterschied sehr religiös, besuchte regelmäßig an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst, empfing die hl. Sakramente (Taufe, Erstkommunion, Trauung und letzte Ölung).
    Eine Schule bestand in Ebendorf seit 1786. Im ersten Schuljahr 1786/87 waren schon 51 Schüler eingeschrieben. In der folgenden Zeitspanne sind wegen Armut, Verschuldung, Krankheiten, Sterbefälle usw. Leute weggezogen. was sich negativ auf die Schülerzahl auswirkte. So waren 1805/1806 bloß 27 schulpflichtige Kinder. Von dann ging es aufwärts und erreichte im Schuljahr 1857/ 1858 mit 192 Schülern ihren Höhepunkt (Dr. Petri. a.a.O. S. 6).
    Die Lutheraner hatten zeitweise ihre eigene Schule. Im Jahre 1857 sind 30 Schüler erwähnt, die diese Schule besucht hatten. Aus Mangel an Kindern, aber auch wegen materiellen Schwierigkeiten bei der Erhaltung der konfessionellen Schule, hörte diese auf zu bestehen. Seit 1879 war der aus Hatzfeld stammende Franz Neidenbach Lehrer in Ebendorf. Laut mündlichen Überlieferungen gab er sich viel Mühe, den Kindern das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Als im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts die Schule staatlich wurde, musste er alle Fächer in ungarisch unterrichten. Nach dem plötzlichen Tod von Franz Neidenbach im Jahre 1900, trat sein Sohn Geza. der eben die Lehrerbildungsanstalt absolvierte, die Stelle seines Vaters an. In den folgenden 33 Jahren (davon bis 1918 in Ungarisch), prägte Neidenbach das schulische, geistige und kulturelle Leben in Ebendorf.
    Die 1919 eingeführte rumänische Sprache als Lehrfach fiel anfangs den Schülern und dem Lehrer schwer.Die Schule
    Außer dem gründlichen Unterricht legte Lehrer Neidenbach viel Wert auf die Erziehung seiner Schüler im Geiste der schönen Tugenden. Mit ganzem Herzen war er nicht nur in der Schule, sondern auch außerhalb davon einsatzbereit. Das Kriegerdenkmal, die Kirchengemeinde, die Ortsgruppe der Volksgemeinschaft, die schon nach dem Ersten Weltkrieg gegründete Knabenkapelle, mehrere Vereine und zahlreiche kulturelle und sportliche Veranstaltungen waren unzertrennlich mit dem Namen Geza Neidenbachs verbunden (L. Ztg. 100/18. Dezember 1930). Als Kantor gründete er einen Kirchenchor, der sich - gemäß Lugoscher Zeitung - hören ließ (L Ztg. 107/ 5. Oktober 1921). Außer in der Zeitspanne von 1944 bis 1948 war in Ebendorf immer nur deutschsprachiger Unterricht. Mit der Unterrichtsreform (1948) wurde Ebendorf zum Schulzentrum, in dem gut vorbereitete Schüler außerhalb des Dorfes höhere Schulen besuchten. Die Klassen 5 bis 8 konnten sich, mit Unterbrechung bis 1978, unter der Leitung der Direktoren Anton Petri und Erich Henritzi halten. Seit Mitte der siebziger Jahre besteht in Ebendorf auch eine rumänische Abteilung mit den Klassen 5 bis 8. Diese wurde außer von den Kindern der sich hier niedergelassenen Rusniaken, auch von rumänischen Kindern aus den umliegenden Ortschaften besucht.
    Infolge des ständigen Umzugs der Ebendorfer schrumpfte die Zahl der schulpflichtigen Kinder soweit zusammen, so dass 1981 auch der erste Zyklus einging. Es sollte das Ende der 1786 gegründeten deutschen Schule, die 195 Jahre ohne Unterbrechung bestand. bedeuten.
     
     

    Kulturelles und geselliges Leben

    Des kargen und ertragarmen Bodens wegen kennzeichnete sich das Leben unseres Bauerndorfes durch harte und schwere Arbeit. Erst als die Rodung abgeschlossen war und die aus verschiedenen Teilen des Westens kommenden Kolonisten zu einer Gemeinschaft wurden, begann sich auch das Gefühl des gegenseitigen Beistands herauszubilden. Bei dringenden Arbeiten, beispielsweise beim Hausbau griffen die Nachbarn. Verwandten und Bekannten zu, um durch „Klack“ den Bau schneller abzuschließen.
    Auch das gesellige bzw. das Vereinsleben begann sich zu entfalten. Wie bereits in allen Dörfern des Banats bestand auch in Ebendorf noch vor der Jahrhundertwende der Schützenverein. Im Jahre 1906 wurde der Ortsverein des „Südungarischen landwirtschaftlichen Bauernvereins“ ins Leben gerufen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Ortsgruppe des Schwabenrates, des Kulturverbandes und der Deutsch-Schwäbischen Volksgemeinschaft gegründet. Letzterer hatte seinen Sitz in einem Heim, wo sich an Sonn- und Feiertagen auch die Mitglieder des Kulturverbandes und des Bauernvereins begegneten.
    Außer einem Feuerwehrverein und einem Kirchenchor ist im Jahre 1923 ein Männergesangverein, der älter gewesen sein könnte, erwähnt (L Ztg. 133/5. Dezember 1923).Kirchweihpaare mit Musikkapelle 1934
    Bis zum Bau des neuen Kulturheimes in den siebziger Jahren, haben die Tanzunterhaltungen und Theatervorstellungen . im großen Gasthaus des Heinrich Henritzi und später beim Paul Pfeffer stattgefunden. Als dieser Raum um 1948 enteignet, und zum Kulturheim wurde, hat sich das gesellige und kulturelle Leben weiterhin dort abgespielt. So lange Lehrer Neidenbach in seiner Geburtsgemeinde die Lehrerstelle inne hatte, prägte er das wirtschaftliche und gesellige Leben mit und gestaltete das kulturelle Leben des Dorfes. Neben seiner Schultätigkeit war er auch für die Jugend da, als Kantor sorgte er für den kirchlichen Gesang, er leitete die Jugendkapelle, war im Gremium aller Vereine, und führte wiederholt mit der von der Schule abgegangenen Jugend Theatervorstellungen auf.
    Als nach 1948 das Kulturheim ins Leben gerufen wurde, prägten ebenfalls die Lehrer, wie Anton Petri, Karl Orner, Judith Petri und später Erich Henritzi und viele seiner Kollegen, das kulturelle Dorfleben.
    Die Voraussetzung der Entstehung einer Blaskapelle war die Verbundenheit mit Sitten und Brauchtum. Die Blasmusik war von keinem lokalen Fest - Kirchweih, Hochzeit, Fasching und religiöse Umzüge (Auferstehung, Fronleichnam) - wegzudenken. Die älteste Kapelle auf die man sich in Ebendorf erinnert, stand unter der Leitung von Altmann.
       Mit dem Erlernen junger Musikanten befasste sich auch Lehrer Neidenbach, der 1921 mit einer gut geschulten Knabenkapelle öffentlich auftrat (L. Ztg. 59/1. Juni 1921). Die schönen Momente der ländlichen Lustbarkeiten bleiben bis heute im Bewusstsein älterer Leute, die das alles mitbekommen und in Erinnerung haben, obwohl sie heute entfernt von ihrer alten Heimat leben.
    Als 1924 wieder ein gut organisierter Schwabenball in Ebendorf stattfand, schrieb die Lugoscher Zeitung, dass bis dahin solche all-jährlich stattfanden. Es war zur Tradition geworden, dass nach dem Ball, der bis in die Morgenstunden dauerte, Schlittenpartien mit Musik durch die Gassen vorgenommen wurden (L. Ztg. 7/ 23. Januar 1924).
     

    Das Gesundheitswesen

    Eines der schwierigsten Probleme, das die Ebendorfer seit ihrer Ansiedlung hatten, war die Versorgung mit Trinkwasser. In der Hauptgasse gab es seit der Ansiedlung zwei Brunnen, die das nötige Trinkwasser lieferten.Der Dorfbrunnen mit WasserturmDer eine war 54 und der andere gar 57 m tief. Beide wurden noch im 19. Jahrhundert zu Pumpbrunnen umgebaut. Außer diesen gab es im Tal, in Richtung Lugosch, noch zwei weitere Ziehbrunnen, aus denen das Wasser für das Vieh entnommen wurde. In den mittesiebziger Jahren war der Brunnen in der Dorfmitte verdeckt und Wasser wurde von der Zapfstelle, der 1970 eingeführten Dorfwasserleitung, entnommen (NW 16. Juni 1976).
    Beim Auftreten verschiedener Krankheiten wendete man sich früher entweder an den Arzt in Gavojdia oder an den Kreisarzt in Sacul. In den meisten Fällen rief man die Gemeindehebamme, die auch die Stelle eines Feldschers versah. Sie hat zumeist mit Hilfe von altbewährten Hausmitteln die Krankheiten bekämpft.Die Arztpraxis (Dispensar) Eine der bekanntesten und einsatzfreudigsten dieses Faches in Ebendorf war Margarethe Köhler. Als Dorfkind stand sie den Leuten nahe, kannte alle Familien und deren Neigungen  zu  verschiedenen Krankheiten. Schwere Fälle wurden an den nächstgelegenen Gemeindearzt verwiesen oder ins Kreiskrankenhaus nach Lugosch gebracht.
    Der „Dispensar Medical  Stiuca“, der am 1. Januar 1952 errichtet wurde, war Anfangs im Hause der Hebamme. Erst als das Kulturheim erbaut wurde, hat man auch ein Gebäude für eine neue und moderne Ärztepraxis erbaut (NW 16. Juni 1976). Dem ersten Arzt (Dr. Mircea Alexanders), der 1952 in Ebendorf einzog, stand Margarethe Köhler als staatliche Hebamme bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1957 zur Seite.
     
     

    Das Ende von Ebendorf

    Der zweite Weltkrieg hat auch in Ebendorf große Opfer gefordert und unheilbare Wunden hinterlassen. Der hohe Blutzoll war zweifelsohne das größte Opfer, das gebracht werden konnte. Von den 99 Männern, die beim rumänischen Heer Kriegsdienst leisteten, sind 15 (15,15%) gefallen oder vermisst. In der deutschen Wehrmacht dienten 129 Ebendorfer von denen 41, d.h. 31,7% ihr Leben lassen mussten oder vermisst sind. Das Denkmal, das ihnen gebühren würde, konnte bis zur Wende von 1989 in der alten Heimat nicht errichtet werden.
    Durch die Deportation vom Januar 1945 wurden 169 arbeitsfähige Frauen und Männer ihrer Heimat entrissen und in die ehemalige UdSSR auf Zwangsarbeit gebracht. Von diesen sind 32 Personen, d.h. 19% der Verschleppten. gestorben. In dem Fall war die Zahl der Opfer größer als die Durchschnittsrate von 15% der deportierten Rumäniendeutschen.
    Nach dem berüchtigten 23. August 1944 fanden auch in unserer Heimat Verhaftungen, Entrechtungen, Plünderungen, Deportationen, Enteignungen und Diskriminierungen statt. All das hat die enge Beziehung der Ebendorfer zur angestammten Heimat gelockert. Infolge der totalen Enteignung wurde die Landwirtschaft, als Erwerbsquelle des täglichen Brotes, zugrunde gerichtet. Gleichzeitig verfiel auch das damit in Verbindung gestandene Gewerbe. Die Dorfgemeinschaft des noch fast rein deutsch gebliebenen kleinen und schmucken Dorfes begann zu zerbröckeln. 31 Männer, die den Krieg überlebt haben, kamen nicht mehr nach Hause. Die Mehrheit von diesen waren verheiratet. Nachdem ihnen der Weg nach Hause zu kommen versperrt war, befassten sich ihre Frauen und Kinder mit dem Gedanken, zu ihren Männern bzw. Vätern zu ziehen. Von den in die UdSSR verschleppten Ebendorfern wurden 13 Kranke in die Ostzone Deutschlands abgeschoben. Acht von diesen kehrten nie wieder heim. Auch in diesem Fall waren einige Familien auseinander gerissen, die bestrebt waren, zusammenzuziehen. Die Heimkehr der Russlandverschleppten  im Spätherbst 1949 brachte vorübergehend Lebensfreude in viele Ebendorfer Familien. Bei den Heimgekehrten stellte sich die Frage der Zukunft. Die enteignete und zugrundegerichtete Landwirtschaft. dann das zerfallene Gewerbe und die herabgekommene Hauswirtschaft konnte den erwartenden Lebensunterhalt auf die Dauer nicht sichern. Sie begaben sich auf die Suche einer Existenzmöglichkeit außerhalb des Heimatortes. Dasselbe hat die schulentlassene Jugend, die ebenfalls ihr Auskommen in den Städten fand.
    Die strukturellen Veränderungen, die nach dem Krieg einsetzten, dann die so genannte „Modernisierung“ des Dorfes (Errichtung eines Schulzentrums, Elektrifizierung der Ortschaft. Einführung der Wasserleitung, Linienbusverkehr, eigene ärztliche Praxis, ein zuständiger Arzt, neues Kulturheim usw.) konnten den Verfall der Dorfgemeinschaft, der unvermeidlich gewordene war, nicht mehr verhindern. Die erste ukrainische (Ruthenen, auch Rußniaken genannt) Familie machte sich 1969 in Ebendorf ansässig. Sie kamen aus der armen und rückständigen Provinz Maramuresch, aus der ihre Angehörigen, Verwandten und Bekannten nach und nach hinzukamen. Sobald eine einheimische Familie ihr Haus verkaufte und in die Stadt zog, kamen die nächsten Ruthenen nach. So wurde die Nachfrage um Häuser ein dringendes Problem, und zum Unterschied von vielen Ortschaften im Banat - stand in Ebendorf kein Haus für längere Zeit leer. Der Zuzug der Maramurescher war von der Möglichkeit leere Häuser zu beziehen abhängig. Im Jahre 1990 waren schon 102 Häuser in ruthenischen Händen und nur in 75 Häusern wohnten Deutsche.
    Die Überfremdung des Ortes, der Verlust der lokalen Eigenständigkeit und nicht zuletzt die Assimilierungsgefahr   waren   die Hauptursachen den Wanderstab zu ergreifen und der alten Heimat den Rücken zu kehren.
    Wenn 1978 die röm.-kath. Bevölkerung von Ebendorf auf knappe 350 Seelen zusammengeschrumpft war und nur fünf Geburten, drei Trauungen und acht Sterbefälle verzeichnet wurden, war es 1982 noch tragischer. Es fanden nur noch vier Taufen, drei Ehen und sechs Begräbnisse statt. Laut der letzten Volkszählung vom Januar 1992 hatte Ebendorf (mit den eingemeindeten Dörfern) eine Bevölkerung von 1.621.Einwohner (Ren-.Ban. 10. Juli 1992). Davon; waren bloß noch 62, d. h. 3.82%, Deutsche (NBZ, 9060/ 29. Juli 1992). Heute liegt ihre Zahl weit unter 20.
     
     
     

    Karten und Pläne
  • Ortsplan

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  • Felder und Fluren

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  • Ausschnitt aus einer Karte von 1797
  • Ortsplan
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    Ebendorfer Felder und Fluren
     
     
     
     
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    Namen der Felder und Fluren
    1 Müller Graben (Millegrobe);  2 Müller Pusta Wohnsiedlung (Millepusta); 3 Ragel + Müller Pusta  (Jalaschorga); 4 Wiesen (Wiese); 5 Müller Pusta;  6 Wald Pfarrhügel (Pharrehiblwald); 7 Pfarrhügel (Pharrehibl); 8 Schuwanskywiesen (Schubanskiwiese); 9 Wiesenwald Oloschag (Wiesewald);  10 Feld Ebendorf und Oloschag; 11 Bikathal (Heuwiese) (Bikatol); 12 Lenkafeld Oloschag und Ebendorf; 13 Tal (Tol); 14 Moschie; 15 Hutweide (Hutwat); 16 Bankrottfelder (Bangrottfelde); 17 Oloschag (Holeschag);18 Mohorawald (Mahora); 19 Mohora; 20 Megerle, Feld und Hutweide (Brummer) (Brumme); 21 Krautgarten (Krautkorte); 22 Pusta Weidenthal (Behme Pusta); 23 Pusta Weidenthal und Hirsch; 24 Mohora oben und Tschestra; 25 Neuer Weingarten (Stieblwiese); 26 Sieben Viertel Stück (Siferlsticke); 27 Vier Joch Stück (Vierjochsticke); 28 Obstgarten Äpfel; 29 Pusta Hirsch; 30 Pfarrwiese (Pharrewiese); 31 Mohora, Reiter und Mach; 32 Tschestra, Ebendorf und Dragomiresti; 33 Neun Viertel Stück (Neiferlsticke); 34 Vier Jochstücker Wald; 35 Grinda; 36 Dragomiresti (Dragumreschtsche); 37 Neun Viertel Stück (Pfeffer); 38 Neue Wiese (Neiewiese); 39 Überland (Ibeland); 40 Waldfeld; 41 Wald, Neuer Weingarten (Neie Weingorte); H Hochwald; W Weingartenwald (Weingorte) 

     
    Ebendorf im Jahre 1797
    Ausschnitt
    Ebendorf im Jahre 1797
    Original befindet sich in "Muzeul Banatului Timisoara" (Banater Museum in Temeswar)