1786
|
Ansiedlung mit 60 Kolonistenfamilien (214 Personen) aus Luxemburg und Erhebung zur römisch-katholischen Pfarrei. |
1788
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Flucht vor den Kriegsereignissen; anschließend Neuansiedlung |
1792
|
nach Neuansiedlung zählte Ebendorf 420 Seelen. |
1801
|
in den Matrikeln werden die ersten Lutheraner und Reformierte erwähnt. |
1805
|
Baron Michael von Bruckenthal erwirbt die Hälfte der Gemarkung von Ebendorf von der Hofkammer. Die Ansiedler werden von Kammeraluntertanen zu Untertanen des Grundherrn. |
1810
|
31. August - Ebendorf wird zum Marktort erhoben. |
1811
|
29. September - Einweihung der neuen Kirche zu Ehren des Erzengels Michael. |
1836
|
die „Kanonische Visitation“ berichtet von 15 Filialen der röm. kath. Pfarrei Ebendorf. |
1842
|
Evangelische Pfarrei Ebendorf ausgerufen. |
1866
|
das Gebetshaus wird Eigentum der Evangelischen Kirche |
1869
|
durch Lizitation gelangt das Bruckenthalsche Gut in die Hände des Siebenbürgischen Grundherrn Graf Zeyk von Zeykfalva. |
1873
|
Ebendorf wird als ev. Pfarrei aufgelöst und zur Tochterkirche der ev. Kirche AB von Lugosch. |
1892
|
Ankauf der Gründen durch den Großgrundbesitzer Julius Winterberg von Groß-Gaj. Nach kurzer Zeit, Verkauf an Ludwig Bodansky |
1905
|
Umbau des Pfarrhauses. |
1910-14
|
Auswanderungswelle in die USA. |
1914-18
|
Erster Weltkrieg. Ebendorf beklagt 30 Opfer |
1919
|
Ansiedlung der Deutschböhmen aus Weidenthal und Wolfsberg. |
1938
|
Ebendorf erreicht seinen höchsten wirtschaftlich-sozialen Entwicklungsstand und zählt 1056 Einwohner. |
1941-45
|
Zweiter Weltkrieg. Ebendorf zählt 98 Soldaten beim rumänischen Heer; davon sind 15 Soldaten gefallen oder vermisst. Beim deutschen Heer kämpfen 129 Ebendorfer; davon sind 43 Soldaten gefallen oder vermisst. |
1945
|
15. Januar - Deportation in die UdSSR; aus Ebendorf wurden 170 Personen (Männer 16.-45. Lebensjahr, Frauen 17.-30.Lebensjahr) zur Zwangsarbeit in die Kohlenreviere der UdSSR deportiert. 33 dieser Personen verstarben in der Verschleppung. |
1957
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Auflösung der Evangelischen Kirchengemeinde AB von Ebendorf. |
1958
|
Abschluss der Kirchenrenovierung (röm. kath.) unter Pfarrer Wenzel Demele. |
1969
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Die ersten Ruthenen (Ukrainer) kommen aus Maramuresch nach Ebendorf |
1971
|
Pfarrer Josef Barthou verlässt als letzter Seelsorger mit Sitz in Ebendorf die Pfarrei. Ebendorf bleibt Pfarrei ohne besetzte Seelsorgerstelle. |
1985
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5. und 6. Oktober - in Königsbrunn bei Augsburg wird die HOG (Heimatortsgemeinschaft) Ebendorf gegründet |
1990
|
Nach der Revolution vom Dezember 1989, beginnt die Massenaussiedlung in die BRD. |
1992-93
|
Ebendorf wird als Pfarrei aufgelöst und Filiale der röm. kath. Pfarrei von Lugosch. |
2004
|
Nach fast 100 Jahren seit dem Umbau, wird das Pfarrhaus abgerissen; ebenfalls muss auch das alte Schulgebäude einem Neubau Platz machen. |
2005
|
In Stiuca leben noch 7 Deutsche. |
Die ausführliche
Geschichte unseres Dorfes, von der Ansiedlung bis zum Verfall, sowie verschiedene
Begebenheiten und Vorfälle aus der Vergangenheit, zahlreiche Bilder,
Daten u.a.. können in dem Buch
„Ebendorf
im Banat - Monographie und Heimatbuch“
nachgelesen
werden.
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Johann Zwick
Eberlestr. 9
86157 Augsburg Tel. 0821/527506 oder HOG Ebendorf@aol.com |
In seinem Buch über
das Karascher Komitat schreibt Friedrich Pesty, dass das Gebiet um Dragomiresti
zum mittelalterlichen Dorf Dombovicza gehörte. Als dann die kleine
Ortschaft verschwand, entstand auf dem Gebiet, die 1585 erwähnten
Siedlungen „Ober-„und Unter-Stukatth“. Zur selben Zeit fand wegen dem Besitz
des „Stuka-Tales" eine Gerichtsverhandlung statt. In wessen Händen
der Grundbesitz dieser Gegend blieb, geht aus den erhaltenen Urkunden nicht
hervor. Allenfalls müssen die kleinen Dörflein verschwunden sein,
weil sie nach der Vertreibung der Türken, 1717, unter den bewohnten
Dörfern des Banats nicht mehr vorkommen.
Unter den 2700 Familien, die in der Zeitspanne
von 1784 bis 1787 aus dem „Reich" für das Banat und die Batschka angeworben
werden konnten, waren 60 für das neu zu erbauende Ebendorf vorgesehen.
Von den brach liegenden Feldern um den Hügel, der für die neue
Kolonie vorgesehen war, wurde die Gemarkung ausgemessen. 1786 waren 120
Häuser fertig oder befanden sich im Bau. Es sollten weitere 60 hinzukommen.
Während der Kriegswirren von 1788 flüchteten die neuen Ansiedler.
Bei ihrer Rückkehr fanden sie ihre Häuser und Höfe ausgeraubt
und zerstört vor. Viele kehrten nicht mehr zurück und ihre
Häuser blieben leer stehen. Um diese zu, besetzen, wurden neue
Ansiedler gebracht. 1792 zählte die Bevölkerung des kaum sechs
Jahre alten Ebendorf 420 Seelen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wanderten Tschechen und
Slowaken ein, die in den nächsten Jahrzehnten eingedeutscht wurden.
Allein die Namen wie Bodotsek, Szibulka, Fabianek, Habischa, Holatschek,
Hubacsek, Kalacsek, Korvisi, Kubicsek, Lamatz, Mahaiek, Marek, Schisla,
Szucsek, Turek, Zlatnich, Zsutack usw. sprechen von ihrer slawischen Herkunft.
Da der Ackerboden noch lange nicht gerodet war, mangelte es an Feldern,
um den Lebensunterhalt der einzelnen Familien zu sichern. Das auf schlechtes
und wasserarmes Land angelegte Ebendorf, gedieh schwer und unsagbar langsam.
Dazu trugen noch die schwachem Ernten der ersten Jahre. Viehseuche, epidemische
Krankheiten unter den Neuangesiedelten, die Schulden für die Häuser,
Geräte, Samen. Zug- und Milchtiere und die unbezwinglichen Verpflichtungen
bei. Aus diesen Gründen traten unter den Kolonisten Unstimmigkeiten
auf, was einige Familien veranlasst die neue Heimat zu verlassen, um anderswo
besseres zu finden. Um die freigewordenen Ansässigkeiten zu besetzen,
kamen dauernd neue Kolonisten hinzu. Davon ausgehend stieg die Bevölkerungszahl
von Ebendorf nur langsam an. Folgende Statistik spricht dafür: 1810:
400 Einwohner; 1830: 511; 1880: 783; 1900: 957; 1910: 941; 1920: 871; 1930:
947 und 1940:1084. Davon war der Hundertsatz der Deutschen zwischen 82,5
im Jahre 1880 - und 97.8 1930 (Dr. Petri, a.a.O. S. 4). Als solches gehört
Ebendorf zu den acht ersten Gemeinden des Banats mit dem Anteil einer deutschen
Bevölkerung. Obwohl das deutsche Element in dieser Ortschaft immer
überwiegend war, gab es seit eh und je auch Ungarn, Rumänen und
vorübergehend auch Juden. Dr. Petri hat die Herkunftsorte und Gebiete
der hier angesiedelten Kolonisten erforscht. Er kam zur Schlussfolgerung,
dass über 30 der Ebendorfer Ansiedler aus Mähren stammten, über
14 aus Bayern (Franken) und die anderen von Luxemburg, Westfalen, Pfalz,
.Saarland, Rheinland, Baden-Württemberg, aber auch aus Ungarn, Böhmen
und aus manchen Ortschaften des Banats (Rekasch, Lugosch, Bilied, Dognatschka,
Lippa, Mercydorf, Hatzfeld und Neuarad). In den letzten Jahren des 18.
Jahrhunderts bestand die neue Ortschaft aus 217 Familien. Die Zahl der
ausgemessenen Hausplätze betrug damals 230, die noch lange nicht alle
bebaut waren. Den Schematismen der Tschanad-Temeswarer Diözese geht
hervor, dass sich in Ebendorf außer Katholiken auch Lutheraner, Reformierte
und später Juden, niederließen. Als dann um die Wende des 19.
zum 20. Jahrhundert zahlreiche Ebendorfer auf der Suche nach einem besseren
Auskommen umgezogen, aber auch nach Amerika ausgewandert sind, kamen ab
1919 viele Familien Deutschböhmer aus Weidenthal hierher und fanden
da eine neue Heimat. Der Dorfplan von Ebendorf stellt ein Rechteck dar.
Darinnen befinden sich drei parallel laufende, lange Straßen und
fünf Quergassen. In der „Hauptgaß“ befinden sich außer
der Kirche, Schule, Gemeinde- und Pfarrhaus zwei Brunnen die das notwendige
Trinkwasser sicherten.
Das wirtschaftlich-soziale Leben
Bei der Besiedlung des neu
angelegten Dorfes waren die Felder schon ausgemessen und die Gemarkung
festgelegt. Sie erfasste eine Fläche von 3342 Joch Urbarialfeld (Ackerfeld,
Hausplätze, Ersatzgärten, Wiesen und Hutweide), 98 Joch Industrialien
(Wein- und Obstgärten), 237 Joch Freigründe (Straßen, Wege,
Gräben, Ried, Sumpf usw.) und 234 Joch Oberland, zusammen 3912 Joch
(Dr. Petri, a.a.O. S. 3). Aus Mangel an Gründen erhielt kein einziger
Ansiedler mehr als eine halbe Ansässigkeit von der Kammer zugeteilt.
Anfangs war die Dorfbevölkerung Untertan der Hofkammer. Als zu Beginn
des 19. Jahrhunderts (1805) Baron Michael von Bruckenthal die Hälfte
der Gemarkung von der Hofkammer abkaufte, traten neben einem neuen Grundherrn
andere Lasten bzw. schwerere vertragsmäßige Untertanenverhältnisse
auf. Fast ein Jahrhundert sollten die Ebendorfer den Privatgrundherrschaften
der Familie Bruckenthal, des Josef Zeyk de Zeykfalva, dem Gutsherrn Winterberg
und Bodanski untertänig bleiben. Es ist noch nicht geklärt, ob
der grundherrliche Boden bzw. die Ansässigkeiten, nach und nach in
die Hände der Untertanen gelangten oder erst dann, als 1894 das Patronat
des Grundherrn über die röm.-kath. Kirchengemeinde aufgelöst
wurde. Für das volle Eigentumsrecht über die Ansässigkeiten
musste der Grundherr entschädigt werden, wodurch die Bauern für
lange Jahre schwer verschuldet waren. Auch das war ein Hindernis, dass
die Landwirtschaft sich in Ebendorf nur langsam entwickelte und erst am
Vorabend des Zweiten Weltkrieges ihren Höhepunkt erreichte.
Im Mittelpunkt der landwirtschaftlichen Tätigkeiten
stand immer der Getreidebau. Außer Weizen, der das Brot für
die Familien sicherte, wurde Gerste, Hafer, Roggen, aber auch Mais angebaut.
Sonnenblumen, Sojabohnen, Klee für Samen, Hanf, Tabak, Lein und Futterpflanzen
haben in der Landwirtschaft Ebendorfs nicht gefehlt. Für den Aufschwung
der Landwirtschaft in der Zeit zwischen den zwei Kriegen spricht der Erntebericht
von 1933. Dem geht hervor, dass der Ertrag beim Weizen acht bis zehn und
bei Roggen zehn bis zwölf Meterzentner pro Joch betrug.
Kartoffeln und Mais waren wegen dem verspäteten Anbau etwas schwächer.
Der damals noch nicht eingebrachte Klee für Samen versprach gut zu
gedeihen (L Ztg. 58/27. Juli 1933).
Gemüse wurde zumeist im Hausgarten angebaut. Kartoffeln
auch auf den Feldern und Obst besonders in den Weingärten, die einen
beträchtlichen Teil der Gemarkung einnahmen, Die Weingartenbesitzer
hatten im Durchschnitt eine Fläche von einem viertel bis zu einem
halben Joch.
Unter diesen gab es auch welche, die mit Edeltrauben
bepflanzt waren. Zwischen den Rebstöcken gab es auch Obstbäume,
deren Ernte ausschließlich für die Familie war.
Die Viehzucht konnte wegen der kleinen Hutweide nicht
groß betrieben werden. Außer Milchkühe, die bereits jedes
Haus hatte, gab es die Pferde als Zugkraft, Schweine, die das Fleisch für
ein ganzes Jahr sicherten und Geflügel. Obwohl Ebendorf ein armes
Dorf war, sind die Ziegen erst während und nach dem Zweiten Weltkrieg
weitgehend verbreitet gewesen. Die Schafzucht war und blieb bis zur „sozialistischen
Ära" soviel wie unbekannt. Mit der Seidenraupenzucht beschäftigte
man sich seit eh und je. Da an den Straßen, die ins Dorf führten,
aber auch in den Gassen, Maulbeerbäume standen, konnten die dazu notwendigen
Blätter leicht besorgt werden. Der Ertrag von den Seidenraupen sicherte
ein kleines Einkommen für die unbemittelten Dorfbewohner.
Mitte der dreißiger Jahre wurde durch den Bauernverein
eine Genossenschaft ins Leben gerufen, die die Verbesserung der Lage der
Landwirte anstrebte und ihnen die Gelegenheit bot, ihre Betriebe auf einen
höheren Stand zu bringen. Auf diesem Weg lernte man den Kunstdünger
zu gebrauchen, Produkte abzusetzen und neue Geräte bzw. Maschinen
anzuschaffen.
Um in einer solchen Ortschaft, mit kargem und schweren
Boden, einen gewissen Stand zu erreichen, muss der Fleiß seiner Bewohner
besonders hervorgehoben werden; Dank dessen hat sich Ebendorf im Vergleich
zu dem was es vor dem Ersten Weltkrieg war, zu einem beträchtlichen
Wohlstand emporgearbeitet. 1944 gab es in dem kleinen Ort zwei Dresch-
und 21 Sämaschinen, 36 Maissetzer und 15 Grasmäher.
Von den 231 Haushalten Ebendorfs im Jahre 1938, waren
149 (65%), die sich mit Landwirtschaft beschäftigten und in den anderen
82 lebten Landarbeiter, Handwerker, Kaufleute und die Dorfintelligenz (Lehrer,
Pfarrer und Notar).
An Gewerbetreibenden hat es seit eh und je in Ebendorf
niemals gefehlt. Eine erste Statistik darüber besteht erst um die
Wende vom 19. und 20. Jahrhundert. Damals gab es eine Anzahl von 18 Handwerkern.
Diese waren Maurer, Zimmerleute, Schmiede, Wagner. Schuhmacher, Tischler,
Tschismenmacher, Schneider und Barbiere. Mit dem, dass es in den umliegenden
rumänischen Dörfern kaum einige Handwerker gab, sind, die Ebendorfer
dafür eingesprungen und haben von dort ihre Kunden herangezogen. Wegen
ihrer Qualitätsarbeit und Zuverlässigkeit waren sie bei ihren
rumänischen Kunden sehr geschätzt. Dadurch vermehrten sie sich
nicht nur zahlenmäßig, sondern auch die einzelnen Zweige des
Gewerbes stieg an. Von den 127 die es 1938 in Ebendorf gab lebten in manchen
Häusern Vertreter von drei Generationen, die dasselbe Fach ausübten.
In anderen war der Vater und zwei Söhne, d.h. auch bis zu drei Gewerbetreibende.
Unter den erwähnten 127 waren: 18 Tischler, 15 Maurer, 14 Schuhmacher,
12 Frisöre, 11 Wagner, 10 Schmiede, 8 Zimmerleute, 7 Mechaniker, 7
Schneider, 4 Steinmetze, 3 Fassbinder, 3 Riemer. 3 Metzger; 2 Klempner,
2 Müller, 2 Ofensetzer. 1 Bäcker, 1 Pflasterer, 1 Automechaniker,
1 Installateur, 1 Hebamme und 1 Köchin. Damit ist noch lange nicht
gesägt, dass alle eine eigene Werkstatt hatten, oder ihren Beruf in
ihrer Heimatgemeinde ausübten. Soweit man sich noch erinnert, waren
alle beschäftigt, und an Aufträgen hat es ihnen niemals gefehlt.
Dank dem sorgfältig erstellten Verzeichnis von Therese Wibiral und
Nikolaus Sutschek, können alle 127 namentlich genannt werden.
Aus dem erforschten Material geht hervor, dass Ende des
18. Jahrhunderts in Ebendorf eine Mühle war. Trotzdem sie nicht mehr
erwähnt wird, scheint sie auch weiter bestanden zu haben. Gemäß
mündlicher Überlieferung - erinnern sich ältere Leute -,
dass unterhalb des Gemeindehauses eine Mühle gestanden haben soll.
Wann und weshalb sie aufgelassen wurde, konnte bislang nicht ermittelt
werden. Um das Brotgetreide zu mahlen fuhr man zu den Wassermühlen
in die Dörfer Zorlentul Mare oder Sacul. Leichter wurde es für
die Ebendorfer, als in den dreißiger Jahren in Gavojdia eine Dampfmühle
errichtet wurde. Zum mahlen von Mais, Gerste und Hafer für Viehfutter
hatten die Bauern eigene Handschroter. Erst in den dreißiger Jahren
wurde eine Schrotmühle mit Motor betrieben eingerichtet. In Ebendorf
gab es auch eine Schnapsbrennerei.
Schon 1807 suchte Baron von Bruckenthal, um die Genehmigung
zwei Jahrmärkte in Ebendorf abgälten zu dürfen, an. Erst
1810 hat König Franz I. das Privilegium eines Marktfleckens gewährt.
Seit dann wurden regelmäßig zwei Jahrmärkte (24. April
und 19. September) abgehalten. Wann und weshalb diese eingestellt wurden,
können selbst die ältesten Leute nicht sagen. Allein über
den Platz, wo diese Märkte abgehalten wurden, weiß man noch
Bescheid.
An Kaufläden gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts
eine Metzgerei, einen Gastwirt, zwei Gemischtwarenhändler und einen
Greisler. Ihre Zahl war 1938 auf vier und die der Gastwirte auf drei gestiegen.
Nach der Enteignung und bis zur zwangsmäßigen Kollektivierung
blieb das Wirtschaftsleben vorübergehend bestehen. Jeder trachtete
irgendwie zu überleben in der Hoffnung, dass die entstandenen Zustände
nicht von Dauer sein können.
Mit dem Anlauf zur Gründung der LPG begann
man staatlicherseits schweren Druck auf die Bauernschaft auszuüben.
Als dann 58 Leute, die mehr oder weniger überzeugt waren von alledem,
was man ihnen versprach, ihre Anträge gestellt hatten, wurde 1958
die LPG ins Leben gerufen. Die Bauern traten mit ihren Feldern, Geräten,
Maschinen und Zugtieren der neugegründeten Wirtschaftsform bei. Dadurch,
dass die ersten Jahre ertragreich waren und die Leute einen Gewinn erzielten,
traten allmählich auch die anderen Bauern der LPG bei. Bis zum Jahre
1958 war die Kollektivierung Ebendorfs abgeschlossen. Jene, die sich nicht
überzeugen ließen, wurden aber mit hohen Quoten belastet und
mussten viele Schikanen ertragen. Als es nicht mehr weiter ging, übergaben
sie den Boden dem Staatlichen Landwirtschaftsbetrieb.
In dieser Zeit - Ende der fünfziger Jahre - wurde
die Elektrifizierung der Ortschaft vorgenommen und durch den Bau eines
Wasserturms bzw. eines Wasserleitungsnetzes wurde auch das Problem des
Trinkwassers als Sorgenkind - endgültig aus der Welt geschafft.
Die von den eigenen Leuten geführte gut organisierte
Wirtschaft der LPG ging schnell aufwärts und erreichte einen bemerkenswerten
Wohlstand. Das kam auch den Mitgliedern dieser Einheit zu Gute. Sie haben
sich an die Gemeinschaftsarbeit gewöhnt, mit Interesse viel und fleißig
gearbeitet in dem Bewusstsein, dementsprechend bezahlt zu werden. Die zu
gut gehende LPG Ebendorf ist aufgefallen, und war der Behörde ein
Dorn im Auge. 1962 wurde sie zwangsmäßig mit der schwachen,
verlotterten und schlecht gehenden LPG Olosag zusammengeschlossen. Die
Mitglieder der neu hinzugekommenen LPG wurden Miteigentümer der Wirtschaft
von Ebendorf und die Ebendorfer wurden Teilhaber der großen Schulden,
die die Olosager hatten. Die Leitung der neuen Großwirtschaft lag
in rumänischen Händen. Die Leute von Ebendorf mussten den Olosagern
bei der Feldarbeit beistehen und oftmals kilometerweit bis dahin fahren.
Als der Staat den LPGs Verträge aufzwang, gemäß denen eine
beträchtliche Menge Getreide um einen Mindestpreis an ihn verkauft
werden musste, hatten die Leute kaum ihr Brot für das kommende Jahr.
Außerdem musste die LPG die Steuern begleichen, Teile ihrer Schulden
der Bank tilgen und die Maschinen und Traktorenstation für die zur
Verfügung gestellten technischen Mittel bezahlen. Von dem was noch
blieb wurde an die Mitglieder der LPG je nach Leistungen verteilt. Als
dann in den achtziger Jahren die LPG von Zgribesti miteingeschlossen wurde,
waren nicht nur die Schulden, sondern auch die Missstände und die
Unstimmigkeiten noch größer. Der Rückgang des Einkommens,
die schwach organisierte Wirtschaft, die Strapazen durch die weite
Reise bis zum Arbeitsplatz u.v.a. hat bei den Ebendorfern Missstimmung
und Abneigung hervorgerufen. Sie standen da ohne Zukunftsschimmer und verließen
nach und nach die LPG, fanden Arbeitsstellen in der Staatsfarm oder
zogen in die Städte, wo sie in der Industrie ein gesicherteres
Arbeitsverhältnis antraten. Auf der Suche nach neuen Erwerbsquellen
verließen die Leute allmählich ihre angestammte Heimat. Das
schmucke Dorf ging dem Ruin entgegen und die einst so schöne Gemeinschaft
löste sich auf. Während der „sozialistischen Ära“ gab es
in ganz Ebendorf einen einzigen Kaufladen, der gehörte der
Konsumgenossenschaft.
Die Verwaltung der Marktgemeinde
Verwaltungsmäßig
hat sich eine Marktgemeinde von den anderen Kommunen kaum unterschieden.
So wurde der Bürgermeister Marktrichter genannt, und war vom Grundherrn
vorgeschlagen und vom Wahlausschuss gewählt. Als dann die Grundherrschaft
auf ihren Bodenanteil verzichtete und die Bauern durch Ablöse Volleigentümer
der Acker wurden, hat man die lokale Verwaltung, so wie in den anderen
Ortschaften des Banats, die schon 1853 Herr ihrer Scholle wurden, organisiert.
Richter, Geschworene und Notar (auch Schreiber genannt), dessen Sitz 1908
von Zgribesti nach Ebendorf verlegt wurde, bildeten die Gemeindevorstehung.
Ihre Beschlüsse wurden vom „Trommelmann" der Öffentlichkeit bekannt
gemacht.
Für die geordnete Dorfgemeinschaft sorgten der Richter
und die Geschworenen. Man war damals schon dem bewusst, dass das Wohl der
ganzen Gemeinde auch dem Wohl jedes Einzelnen zugute kam. Ist es ab und
zu vorgekommen, dass ein Ortinsasse gegen die Gemeindeordnung verstoßen
hat, wurde er verurteilt und bestraft. An politische Parteien erinnert
man sich nicht in Ebendorf. Auch nicht an Leute, die Politik getrieben
haben. Dazu war keine Zeit, und unsere Leute waren diesen Ereignissen immer
gleichgültig gegenübergestanden. Im Geiste der Karlsburger Beschlüsse,
der Gewährung gleicher Rechte und Freiheiten für alle rumänischen
Staatsbürger, entstand die Idee (von Lugosch), ihre alten deutschen
Ortsnamen zu beantragen. In den Reihen der betroffenen Dörfer dieser
Gegend fand der Gedanke Widerhall. Unterstützt vom Subpräfekt
Dr. Cornel Grofsorean versuchte man beim Ministerium einzuwirken, dass
Stiuca wieder zu Ebendorf. Daruwar - Granichstätten, Gyulatelep -
Eichenthal, Vecsehaza - Westhausen, die Tiroler Gemeinde zu Königsgnad
und Bethlenhaza zu Bethausen werden sollten. Das Innenministerium hat seine
Zustimmung dazu gegeben, aber die feindlich eingestellten Gemeindenotare
haben diese Aktion unterbaut. Grofsorean war inzwischen von Lugosch versetzt
worden und die abermaligen Versuche scheiterten, allein in Bethausen konnte
man den angestrebten Namen erhalten und bis heute bewahren (L Ztg. 91/15.
November 1931).
Ebendorf, das seit seiner Gründung und bis 1881
dem Karascher Komitat angehörte, war bloß von 1849 bis 1860
dem Kreis Lugosch der „Serbischen Woiwodschaft und Temescher Banat“ unterstellt.
Mit der Entstehung der Karasch-Seweriner Verwaltungseinheit 1881 und bis
1926 gehörte es dahin. Von dann beginnend zum Komitat Sewerin. ab
1950 zum Rayon Lugosch und schließlich seit dem Februar 1968 zum
Kreis Temesch. Seit der Einführung der Stuhlbezirke gehört unsere
Gemeinde dem Temescher (im Rahmen des Karasch-Seweriner Komitats) an. In
der rumänischen Ära war Ebendorf dem Lugoscher Stuhlbezirk zugeteilt.
Für diesen Ort und die eingemeindeten Dörfer war das Steueramt
von Sacul, die Post, der Telegrafenanschluß und das Telefonnetz von
Gavojdia zuständig.
In dem 1968 neugeschaffenen Kreis Temesch ist Ebendorf
eines der kleinsten Gemeindezentren. Ihm gehören die Dörfer Olosag,
Zgribesti und Dragomiresti als eingemeindet an.
Obwohl die Ebendorfer Ansiedler
aus mehreren Ländern, Provinzen und Gebieten stammten, haben sie den
Glauben ihrer Väter (röm.-kath. und evang.-luth.) mitgebracht
und weiter gepflegt. In demselben Jahr, 1786, als Ebendorf angelegt wurde,
hat man es auch zur Pfarrei erhoben. Der erste Seelsorger war Michael Mersch
(1786 bis 1793). Bis zum Bau einer röm.-kath. Kirche vom Grundherrn
Baron Michael von Brukenthal, wurde der Gottesdienst in einer kleinen Holzkirche
abgehalten. Das neu erbaute Gotteshaus wurde 1812 dem hl. Erzengel Michael
geweiht. Das Patronatsrecht stand dem vorhin erwähnten Grundherrn
zu.
Laut den Schematismen der Diözese Tschanad-Temeswar
war die Anzahl der Ebendorfer Katholiken: 1837: 397; 1853: 375; 1868: 650;
1883: 722; 1900: 1028; 1940: 1050 und 1948 noch 738. Die röm.-kath.
Bevölkerung der Filialen, deren Zahl ständig angestiegen war.
ist von dieser Statistik nicht erfasst.
Es ist bekannt, dass während der josephineschen
Kolonisation auch Lutheraner ins Banat kamen. Einige von ihnen ließen
sich in Ebendorf nieder. Sie hatten 1842 einen eigenen Pfarrer, der sonntags
deutsch und ungarisch predigte. Seit 1854 war die Pfarrstelle unbesetzt,
aber Ebendorf blieb weiterhin eine Mutterkirche bis 1873 als es zu einer
Filiale von Lugosch wurde. Wegen schwachem Nachwuchs, vieler Mischehen
zwischen Konfessionen und nicht zuletzt auch wegen mangelhafter Betreuung
ging diese evang.-luth. Kirchengemeinde ständig zurück. Die Zahl
der Gläubigen betrug 1837: 109; 1857: 160; 1873:140; 1899:65; 1919:60;
1935: 56 und 1936 noch 60 Seelen. Ihren Gottesdienst hielt der Kurator
in einem schmucken Bethaus, während der Lugoscher Pfarrer je nach
Bedarf, vielleicht zweimal im Jahr, in die Filiale Ebendorf kam.
Die Bevölkerung Ebendorfs war ohne Konfessionsunterschied
sehr religiös, besuchte regelmäßig an Sonn- und Feiertagen
den Gottesdienst, empfing die hl. Sakramente (Taufe, Erstkommunion, Trauung
und letzte Ölung).
Eine Schule bestand in Ebendorf seit 1786. Im ersten
Schuljahr 1786/87 waren schon 51 Schüler eingeschrieben. In der folgenden
Zeitspanne sind wegen Armut, Verschuldung, Krankheiten, Sterbefälle
usw. Leute weggezogen. was sich negativ auf die Schülerzahl auswirkte.
So waren 1805/1806 bloß 27 schulpflichtige Kinder. Von dann ging
es aufwärts und erreichte im Schuljahr 1857/ 1858 mit 192 Schülern
ihren Höhepunkt (Dr. Petri. a.a.O. S. 6).
Die Lutheraner hatten zeitweise ihre eigene Schule. Im
Jahre 1857 sind 30 Schüler erwähnt, die diese Schule besucht
hatten. Aus Mangel an Kindern, aber auch wegen materiellen Schwierigkeiten
bei der Erhaltung der konfessionellen Schule, hörte diese auf zu bestehen.
Seit 1879 war der aus Hatzfeld stammende Franz Neidenbach Lehrer in Ebendorf.
Laut mündlichen Überlieferungen gab er sich viel Mühe, den
Kindern das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Als im letzten Jahrzehnt
des vergangenen Jahrhunderts die Schule staatlich wurde, musste er alle
Fächer in ungarisch unterrichten. Nach dem plötzlichen Tod von
Franz Neidenbach im Jahre 1900, trat sein Sohn Geza. der eben die Lehrerbildungsanstalt
absolvierte, die Stelle seines Vaters an. In den folgenden 33 Jahren (davon
bis 1918 in Ungarisch), prägte Neidenbach das schulische, geistige
und kulturelle Leben in Ebendorf.
Die 1919 eingeführte rumänische Sprache als
Lehrfach fiel anfangs den Schülern und dem Lehrer schwer.
Außer dem gründlichen Unterricht legte Lehrer
Neidenbach viel Wert auf die Erziehung seiner Schüler im Geiste der
schönen Tugenden. Mit ganzem Herzen war er nicht nur in der Schule,
sondern auch außerhalb davon einsatzbereit. Das Kriegerdenkmal, die
Kirchengemeinde, die Ortsgruppe der Volksgemeinschaft, die schon nach dem
Ersten Weltkrieg gegründete Knabenkapelle, mehrere Vereine und zahlreiche
kulturelle und sportliche Veranstaltungen waren unzertrennlich mit dem
Namen Geza Neidenbachs verbunden (L. Ztg. 100/18. Dezember 1930). Als Kantor
gründete er einen Kirchenchor, der sich - gemäß Lugoscher
Zeitung - hören ließ (L Ztg. 107/ 5. Oktober 1921). Außer
in der Zeitspanne von 1944 bis 1948 war in Ebendorf immer nur deutschsprachiger
Unterricht. Mit der Unterrichtsreform (1948) wurde Ebendorf zum Schulzentrum,
in dem gut vorbereitete Schüler außerhalb des Dorfes höhere
Schulen besuchten. Die Klassen 5 bis 8 konnten sich, mit Unterbrechung
bis 1978, unter der Leitung der Direktoren Anton Petri und Erich Henritzi
halten. Seit Mitte der siebziger Jahre besteht in Ebendorf auch eine rumänische
Abteilung mit den Klassen 5 bis 8. Diese wurde außer von den Kindern
der sich hier niedergelassenen Rusniaken, auch von rumänischen Kindern
aus den umliegenden Ortschaften besucht.
Infolge des ständigen Umzugs der Ebendorfer schrumpfte
die Zahl der schulpflichtigen Kinder soweit zusammen, so dass 1981 auch
der erste Zyklus einging. Es sollte das Ende der 1786 gegründeten
deutschen Schule, die 195 Jahre ohne Unterbrechung bestand. bedeuten.
Kulturelles und geselliges Leben
Des kargen und ertragarmen
Bodens wegen kennzeichnete sich das Leben unseres Bauerndorfes durch harte
und schwere Arbeit. Erst als die Rodung abgeschlossen war und die aus verschiedenen
Teilen des Westens kommenden Kolonisten zu einer Gemeinschaft wurden, begann
sich auch das Gefühl des gegenseitigen Beistands herauszubilden. Bei
dringenden Arbeiten, beispielsweise beim Hausbau griffen die Nachbarn.
Verwandten und Bekannten zu, um durch „Klack“ den Bau schneller abzuschließen.
Auch das gesellige bzw. das Vereinsleben begann sich
zu entfalten. Wie bereits in allen Dörfern des Banats bestand auch
in Ebendorf noch vor der Jahrhundertwende der Schützenverein. Im Jahre
1906 wurde der Ortsverein des „Südungarischen landwirtschaftlichen
Bauernvereins“ ins Leben gerufen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Ortsgruppe
des Schwabenrates, des Kulturverbandes und der Deutsch-Schwäbischen
Volksgemeinschaft gegründet. Letzterer hatte seinen Sitz in einem
Heim, wo sich an Sonn- und Feiertagen auch die Mitglieder des Kulturverbandes
und des Bauernvereins begegneten.
Außer einem Feuerwehrverein und einem Kirchenchor
ist im Jahre 1923 ein Männergesangverein, der älter gewesen sein
könnte, erwähnt (L Ztg. 133/5. Dezember 1923).
Bis zum Bau des neuen Kulturheimes in den siebziger Jahren,
haben die Tanzunterhaltungen und Theatervorstellungen . im großen
Gasthaus des Heinrich Henritzi und später beim Paul Pfeffer stattgefunden.
Als dieser Raum um 1948 enteignet, und zum Kulturheim wurde, hat sich das
gesellige und kulturelle Leben weiterhin dort abgespielt. So lange Lehrer
Neidenbach in seiner Geburtsgemeinde die Lehrerstelle inne hatte, prägte
er das wirtschaftliche und gesellige Leben mit und gestaltete das kulturelle
Leben des Dorfes. Neben seiner Schultätigkeit war er auch für
die Jugend da, als Kantor sorgte er für den kirchlichen Gesang, er
leitete die Jugendkapelle, war im Gremium aller Vereine, und führte
wiederholt mit der von der Schule abgegangenen Jugend Theatervorstellungen
auf.
Als nach 1948 das Kulturheim ins Leben gerufen wurde,
prägten ebenfalls die Lehrer, wie Anton Petri, Karl Orner, Judith
Petri und später Erich Henritzi und viele seiner Kollegen, das kulturelle
Dorfleben.
Die Voraussetzung der Entstehung einer Blaskapelle war
die Verbundenheit mit Sitten und Brauchtum. Die Blasmusik war von keinem
lokalen Fest - Kirchweih, Hochzeit, Fasching und religiöse Umzüge
(Auferstehung, Fronleichnam) - wegzudenken. Die älteste Kapelle auf
die man sich in Ebendorf erinnert, stand unter der Leitung von Altmann.
Mit dem Erlernen junger Musikanten befasste
sich auch Lehrer Neidenbach, der 1921 mit einer gut geschulten Knabenkapelle
öffentlich auftrat (L. Ztg. 59/1. Juni 1921). Die schönen Momente
der ländlichen Lustbarkeiten bleiben bis heute im Bewusstsein älterer
Leute, die das alles mitbekommen und in Erinnerung haben, obwohl sie heute
entfernt von ihrer alten Heimat leben.
Als 1924 wieder ein gut organisierter Schwabenball in
Ebendorf stattfand, schrieb die Lugoscher Zeitung, dass bis dahin solche
all-jährlich stattfanden. Es war zur Tradition geworden, dass nach
dem Ball, der bis in die Morgenstunden dauerte, Schlittenpartien mit Musik
durch die Gassen vorgenommen wurden (L. Ztg. 7/ 23. Januar 1924).
Eines der schwierigsten Probleme,
das die Ebendorfer seit ihrer Ansiedlung hatten, war die Versorgung mit
Trinkwasser. In der Hauptgasse gab es seit der Ansiedlung zwei Brunnen,
die das nötige Trinkwasser lieferten.Der
eine war 54 und der andere gar 57 m tief. Beide wurden noch im 19. Jahrhundert
zu Pumpbrunnen umgebaut. Außer diesen gab es im Tal, in Richtung
Lugosch, noch zwei weitere Ziehbrunnen, aus denen das Wasser für das
Vieh entnommen wurde. In den mittesiebziger Jahren war der Brunnen in der
Dorfmitte verdeckt und Wasser wurde von der Zapfstelle, der 1970 eingeführten
Dorfwasserleitung, entnommen (NW 16. Juni 1976).
Beim Auftreten verschiedener Krankheiten wendete man
sich früher entweder an den Arzt in Gavojdia oder an den Kreisarzt
in Sacul. In den meisten Fällen rief man die Gemeindehebamme, die
auch die Stelle eines Feldschers versah. Sie hat zumeist mit Hilfe von
altbewährten Hausmitteln die Krankheiten bekämpft.
Eine der bekanntesten und einsatzfreudigsten dieses Faches in Ebendorf
war Margarethe Köhler. Als Dorfkind stand sie den Leuten nahe, kannte
alle Familien und deren Neigungen zu verschiedenen Krankheiten.
Schwere Fälle wurden an den nächstgelegenen Gemeindearzt verwiesen
oder ins Kreiskrankenhaus nach Lugosch gebracht.
Der „Dispensar Medical Stiuca“, der am 1. Januar
1952 errichtet wurde, war Anfangs im Hause der Hebamme. Erst als das Kulturheim
erbaut wurde, hat man auch ein Gebäude für eine neue und moderne
Ärztepraxis
erbaut (NW 16. Juni 1976). Dem ersten Arzt (Dr. Mircea Alexanders), der
1952 in Ebendorf einzog, stand Margarethe Köhler als staatliche Hebamme
bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1957 zur Seite.
Der zweite Weltkrieg hat
auch in Ebendorf große Opfer gefordert und unheilbare Wunden hinterlassen.
Der hohe Blutzoll war zweifelsohne das größte Opfer, das gebracht
werden konnte. Von den 99 Männern, die beim rumänischen Heer
Kriegsdienst leisteten, sind 15 (15,15%) gefallen oder vermisst. In der
deutschen Wehrmacht dienten 129 Ebendorfer von denen 41, d.h. 31,7% ihr
Leben lassen mussten oder vermisst sind. Das Denkmal, das ihnen gebühren
würde, konnte bis zur Wende von 1989 in der alten Heimat nicht errichtet
werden.
Durch die Deportation vom Januar 1945 wurden 169 arbeitsfähige
Frauen und Männer ihrer Heimat entrissen und in die ehemalige UdSSR
auf Zwangsarbeit gebracht. Von diesen sind 32 Personen, d.h. 19% der Verschleppten.
gestorben. In dem Fall war die Zahl der Opfer größer als die
Durchschnittsrate von 15% der deportierten Rumäniendeutschen.
Nach dem berüchtigten 23. August 1944 fanden auch
in unserer Heimat Verhaftungen, Entrechtungen, Plünderungen, Deportationen,
Enteignungen und Diskriminierungen statt. All das hat die enge Beziehung
der Ebendorfer zur angestammten Heimat gelockert. Infolge der totalen Enteignung
wurde die Landwirtschaft, als Erwerbsquelle des täglichen Brotes,
zugrunde gerichtet. Gleichzeitig verfiel auch das damit in Verbindung gestandene
Gewerbe. Die Dorfgemeinschaft des noch fast rein deutsch gebliebenen kleinen
und schmucken Dorfes begann zu zerbröckeln. 31 Männer, die den
Krieg überlebt haben, kamen nicht mehr nach Hause. Die Mehrheit von
diesen waren verheiratet. Nachdem ihnen der Weg nach Hause zu kommen versperrt
war, befassten sich ihre Frauen und Kinder mit dem Gedanken, zu ihren Männern
bzw. Vätern zu ziehen. Von den in die UdSSR verschleppten Ebendorfern
wurden 13 Kranke in die Ostzone Deutschlands abgeschoben. Acht von diesen
kehrten nie wieder heim. Auch in diesem Fall waren einige Familien auseinander
gerissen, die bestrebt waren, zusammenzuziehen. Die Heimkehr der Russlandverschleppten
im Spätherbst 1949 brachte vorübergehend Lebensfreude in viele
Ebendorfer Familien. Bei den Heimgekehrten stellte sich die Frage der Zukunft.
Die enteignete und zugrundegerichtete Landwirtschaft. dann das zerfallene
Gewerbe und die herabgekommene Hauswirtschaft konnte den erwartenden Lebensunterhalt
auf die Dauer nicht sichern. Sie begaben sich auf die Suche einer Existenzmöglichkeit
außerhalb des Heimatortes. Dasselbe hat die schulentlassene Jugend,
die ebenfalls ihr Auskommen in den Städten fand.
Die strukturellen Veränderungen, die nach dem Krieg
einsetzten, dann die so genannte „Modernisierung“ des Dorfes (Errichtung
eines Schulzentrums, Elektrifizierung der Ortschaft. Einführung der
Wasserleitung, Linienbusverkehr, eigene ärztliche Praxis, ein zuständiger
Arzt, neues Kulturheim usw.) konnten den Verfall der Dorfgemeinschaft,
der unvermeidlich gewordene war, nicht mehr verhindern. Die erste ukrainische
(Ruthenen, auch Rußniaken genannt) Familie machte sich 1969 in Ebendorf
ansässig. Sie kamen aus der armen und rückständigen Provinz
Maramuresch, aus der ihre Angehörigen, Verwandten und Bekannten nach
und nach hinzukamen. Sobald eine einheimische Familie ihr Haus verkaufte
und in die Stadt zog, kamen die nächsten Ruthenen nach. So wurde die
Nachfrage um Häuser ein dringendes Problem, und zum Unterschied von
vielen Ortschaften im Banat - stand in Ebendorf kein Haus für längere
Zeit leer. Der Zuzug der Maramurescher war von der Möglichkeit leere
Häuser zu beziehen abhängig. Im Jahre 1990 waren schon 102 Häuser
in ruthenischen Händen und nur in 75 Häusern wohnten Deutsche.
Die Überfremdung des Ortes, der Verlust der lokalen
Eigenständigkeit und nicht zuletzt die Assimilierungsgefahr
waren die Hauptursachen den Wanderstab zu ergreifen und der
alten Heimat den Rücken zu kehren.
Wenn 1978 die röm.-kath. Bevölkerung von Ebendorf
auf knappe 350 Seelen zusammengeschrumpft war und nur fünf Geburten,
drei Trauungen und acht Sterbefälle verzeichnet wurden, war es 1982
noch tragischer. Es fanden nur noch vier Taufen, drei Ehen und sechs Begräbnisse
statt. Laut der letzten Volkszählung vom Januar 1992 hatte Ebendorf
(mit den eingemeindeten Dörfern) eine Bevölkerung von 1.621.Einwohner
(Ren-.Ban. 10. Juli 1992). Davon; waren bloß noch 62, d. h. 3.82%,
Deutsche (NBZ, 9060/ 29. Juli 1992). Heute liegt ihre Zahl weit unter 20.
Namen
der Felder und Fluren
1
Müller
Graben (Millegrobe); 2 Müller Pusta Wohnsiedlung (Millepusta);
3
Ragel
+ Müller Pusta (Jalaschorga); 4 Wiesen (Wiese); 5
Müller
Pusta; 6 Wald Pfarrhügel (Pharrehiblwald); 7 Pfarrhügel
(Pharrehibl); 8 Schuwanskywiesen (Schubanskiwiese); 9 Wiesenwald
Oloschag (Wiesewald); 10 Feld Ebendorf und Oloschag; 11
Bikathal (Heuwiese) (Bikatol); 12 Lenkafeld Oloschag und Ebendorf;
13
Tal (Tol); 14 Moschie; 15 Hutweide (Hutwat);
16 Bankrottfelder
(Bangrottfelde); 17 Oloschag (Holeschag);18 Mohorawald (Mahora);
19
Mohora;
20
Megerle, Feld und Hutweide (Brummer) (Brumme);
21
Krautgarten (Krautkorte); 22 Pusta Weidenthal (Behme Pusta);
23
Pusta Weidenthal und Hirsch;
24 Mohora oben und Tschestra;
25
Neuer Weingarten (Stieblwiese);
26 Sieben Viertel Stück (Siferlsticke);
27
Vier
Joch Stück (Vierjochsticke); 28 Obstgarten Äpfel;
29
Pusta Hirsch;
30 Pfarrwiese (Pharrewiese);
31 Mohora, Reiter
und Mach;
32 Tschestra, Ebendorf und Dragomiresti;
33 Neun
Viertel Stück (Neiferlsticke); 34 Vier Jochstücker Wald;
35
Grinda; 36 Dragomiresti (Dragumreschtsche); 37 Neun Viertel
Stück (Pfeffer); 38 Neue Wiese (Neiewiese); 39 Überland
(Ibeland); 40 Waldfeld; 41 Wald, Neuer Weingarten (Neie Weingorte);
H
Hochwald; W Weingartenwald (Weingorte)
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