Chronik der Gemeinde Ebendorf bis 1930
von Julius Köhler
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Vorwort des Verfassers
Chronik der Gemeinde Ebendorf
Der Nachfolger der unvergeßlichen Königin Maria-Theresia
war ihr Sohn Josef der Zweite, dessen Regierung für das Banat recht
segensreich war.
Kaiser Josef II wurde am 13 März 1741 in Wien
als Sohn des Herzogs Franz-Stefan von Lothringen und der Kaiserin und Königin
Maria-Theresia geboren und ist am 20 Februar 1790 (im Alter von 49 Jahren)
verstorben.
Bei seiner zweimaligen Anwesenheit im Banat, 1767 und
73, noch als Mitregent seiner Mutter, machte er die Erfahrung daß
diese Gegend für Ansiedler noch hinreichend Platz darbieten
würde. Es gehörte daher nach seiner Thronbesteigung, 1780, zu
einer seiner ersten Sorgen, eine abermalige größere Kolonisation
zu veranlassen.
Am 21 September 1782 erließ daher Kaiser Josef
II, an den in Frankfurt am Main wohnhaften kaiserlichen Kommissär
Röthlein eine Aufforderung, deutsche aus dem Kreise (Reiche) zur Einwanderung
(* nach Banat) zu bewegen. In diesem Erlasse sagte der Kaiser:
"Nachdem es in Ungarn, Galizien noch zahlreiche Felder gibt auf welcher wir Deutsche ansiedeln möchten, so versprechen wir allen, aus den deutschen Landen eingewanderten Familien, welche sich mit Ackerbau oder Handwerk beschäftigen folgendes:
1. Volle Gewissens- und Glaubensfreiheit, wie auch sie mit Geistlichen und Lehrern zu versorgen.
2. Für jede Familie ein neues und bequemes Wohnhaus samt Garten zu versehen.
3. Jenen Familien, die sich mit Ackerbau beschäftigen, außer dem Hause die erforderlichen Baufelder, Ackergeräte, Zucht- und Zugtiere usw., zu verschaffen; die Handwerker bekommen ferner fünfzig Ehein Gulden zur Anschaffung ihrer Gerätschaften.
4. Jede Familie, von Wien bis an den Ort ihrer Bestimmung, wird freigehalten, ja dies dauert so lange, bis dieselbe sich aus eigener Arbeit zu verköstigen im Stande ist."
Dieser Aufruf wurde am Anfang des Jahres 1783 im Rheinland
bekannt und bildete ab seiner günstigen Bedingungen bald das Tagesgespräch
jener Gegend. Es fanden sich daher auch zahlreiche Familien ein, die in
den österreichischen Landen sich niederlassen wollten. Die oben erwähnten
Punkte wurden dann in einem Erlasse der ungarischen Kammer näher bestimmt.
Nach derselben erhalten die Ansiedler, welche sich auf ... und Krongüter
niederlassen, ein, aus gestampfter Erde erbautes Haus, bestehend aus einem
Zimmer, einer Kammer, Küche und Stallung, ferner einen ganzen, halben,
viertel, oder achtel Session Ackerfeld, 2 Ochsen oder 2 Pferde, einen Wagen,
einen Pflug, eine Egge usw.
Aber eigenartig! Fast der größte Teil der
Kolonisten verlangte nach Galizien ausgesiedelt zu werden, in das Banat
wünschten sich nur sehr wenige. Wahrscheinlich schreckte die, infolge
der verpesteten Luft, am Anfang so große Sterblichkeit die meisten
der Einwanderer ab.
Im Jahre 1784 erließ daher Kaiser Josef II abermals
einen Aufruf betreffs der Ansiedlung in Ungarn, in welchem er hervorhob,
daß die Bedingungen für die deutschen Kolonisten noch einmal
so günstig geworden wären wie angesagt denn die Bauern bekommen
zehn, die Handwerker in den Städten und Marktflecken sogar fünfzehn
Jahre Steuerfreiheit; außerdem würden sie Bauholz und andere
Gerätschaften unentgeltlich von der Kammer erhalten.
Auf diese zweite Aufforderung hin erschienen noch in
demselben Jahre, zahlreiche Kolonisten in Wien, mit dem Wunsche in Banat
oder in der Batschka angesiedelt zu werden. So wurden dann, bis Ende 1787,
7600 deutsche Familien in Ungarn angesiedelt, von welchen 2702 auf das
Banat zukamen. Zu dieser Zeit, von 1784 bis 1787 wurden dann folgende Gemeinden
Angesiedelt:
Traunau im Jahre 1786 mit 100 Familien, Moritzfeld 1786
mit 30, Darowa 1786 mit 57, Liebling 1786 mit 102, Orzidorf 1785 mit 200,
Nitzkidorf 1785 mit 194, Wetschehausen 1786 mit 30 und Ebendorf im Jahre
1786 mit 60 Familien.
Diese 60 Familien die sich in Ebendorf niederließen,
kamen ausschließlich aus dem Deutschen Reiche, und zwar aus dem Großherzogtum
Luxemburg eingewandert. Natürlich stammten diese aus verschiedenen
Gemeinden aus Luxemburg, was aber nicht angegeben wurde. Diese 60 Familien
brachten sich gleichzeitig ihren Pfarrer, Michael Mersch von Luxemburg
mit, das heißt er brachte die Luxemburger hierher.
Denn auf seine Initiative hin, scharten sich diese Leute
um ihren Pfarrer und wanderten mit ihm nach dem Banat aus, was er und alle
Übrigen des Öfteren beweinten, jedoch gab es kein zurück
mehr. Angeblich soll dieser Pfarrer bis zu seinem Tode 1792 immer noch
Heimweh gehabt haben und auf seine Initiative hin soll die Gemeinde von
Csukasch auf Ebendorf benannt worden sein, da seine Gemeinde im Großherzogtum
Luxemburg auch so geheißen hat; dadurch wollte er sich den Ort heimischer
machen. (*?)
Die ersten Ansiedlern waren mit Namen folgende:
Baller Georg | Heureker Winze | Scharti Heinrich |
Baltes Nikolaus | Jentz Johann | Schingmann Katharina |
Bauer Martin | Jobass Heinrich | Schisla Josef |
Belgrausch Peter | Kessl Johann | Schisla Mathias |
Blacker Christian | Kindt Balthasar | Schneider Anton |
Blecker Christian | Kissger Johann | Schreder Jakob |
Botzon Heinrich | Klein Nikolaus | Schummer Jakob |
Bringau Peter | König Nikolaus | Schuster Johann |
Dasinger Filip | Lehmann Adam | Siber Anton |
Doby Stefan | Lehrer Peter | Sibla Johann |
Ebers Christian | Ließ Jakob | Slugerl Peter |
Eckard Josef | Lorenz Nikolaus | Slutting Nikolaus |
Engl Jakob | Lukasch Johann | Spring Josef |
Erhard Johann | Maas Michael | Stauserich Peter |
Eschermann Johann | Molbach Nikolaus | Süss Johann |
Folgers Kaspar | Neumann Heinrich | Sybilla Johann |
Fresch Matthias | Pittof Paul | Thillmann Johann |
Görling Hermann | Reisnig Martin | Tiellmad Anton |
Graber Thomas | Rosch Filip | Weber Johann |
Grot Lorenz | Röss Pfilig | Weis Johann |
Hebel Eberhard | Sauer Michael | Zenner Paul |
Heinrich Friedrich |
Diese 60 Personen (*eigentlich sind es 64) mit ihren Familien waren zusammen 214 Seelen als sie sich hier niedergelassen haben. Hier bringe ich auch die Bevölkerungsbewegung der ersten zwei Jahre, so wie ich es in den hiesigen Kirchenmatrikeln vorfand:
Als erste wurden folgende Kinder geboren:
Görling Johann | 14 Juli 1786 |
Schummer Michael | 18 Januar 1787 |
Kessl Katharina | 27 Mai 1788 |
Eggl Johann
Eggl Elisabeth |
10 Oktober 1788 (Zwillinge) |
Pittof Johann | 28 Oktober 1788 |
Gestorben sind:
Lukasch Johann | 04 Juni 1787 |
Gräber Thomas | 26 September 1787 |
Sauer Martin | 04 Oktober 1787 |
Balter Nikolaus | 07 November 1787 |
Belgrasch Susanna | 29 November 1787 |
Getraut wurden:
Belgrasch Nikolaus mit Falernis Anna Maria | 1787 |
Hebel Eberhardt mit Flakni Anna Gertrud | 1787 |
Betzon Heinrich mit Henritzi Maria | 1788 |
Lehner Peter mit Fug Elisabeth | 1788 |
(*Es treten immer wieder Unterschiede bei den Namen auf; dieses dürfte auf die Lesbarkeit der Eintragungen in den Matrikel zurückzuführen sein.)
Und je weiter man in den Kirchenbücher nachsieht,
findet man, daß die meisten von diesen Ansiedlern frühzeitig
verstorben und abgewandert sind, da sie sich den klimatischen Umständen
physisch nicht anpassen konnten und großes Heimweh hatten.
Im Jahre 1788, also zwei Jahre nach der Ansiedlung, erklärte
Kaiser Josef der Zweite der hohen Pforte den Krieg und durch das Mißgeschick
der kaiserlichen Waffen bei Temesch Slatina ermutigt zog der Türke
abermals in das Banat ein und verwüstete, bis Tschakowa streichend,
143 Ortschaften.
Und nur die Erfolge Kaiser Josefs, Verbündeter der
Russen, und das ungünstige Herbstwetter zwangen den Türken das
Banat wieder zu verlassen. Das Banat aber erlitt wieder große Verluste
an Toten und Gefangenen.
Dieser letzter Türkeneinfall, im Volksmunde Türkenrummel
genannt, rief unter dem friedliebenden deutschen Kolonistenvolk große
Bestürzung hervor und hielt die Gemüter noch lange in Aufregung.
Man kann sich denken was unsere Ahnen damals mitgemacht
haben; kaum angesiedelt, befanden sie sich mitten im Kriege. Viele Familien
sind damals nach dem nördlichen Torontal geflüchtet, die meisten
von ihnen kehrten nie wieder zurück und viele von ihnen sind auf der
Flucht gestorben. Andere haben sich wieder in den Torontaler deutschen
Gemeinden niedergelassen.
In einem Ausweis der damaligen Zeit fand ich, daß
damals von Ebendorf die Familien Fritsch Matthias, Schibla Josef und Springmann
Katharina in der Gemeinde Billed verblieben; jedoch auch in anderen deutschen
Gemeinden von Torontal haben sich Ebendorfer Flüchtlinge niedergelassen,
so daß schon nach zwei Jahren von den ersten Ansiedlern kaum der
zehnte Teil in Ebendorf verblieb.
Jedoch die, von diesen Ausfällen, leer gewordenen
Ansässigkeiten wurden dann wieder mit Deutschen aus dem Reiche und
mit slowakischen Kolonisten von ... besiedelt, deren Nachkommen aber völlig
eingedeutscht worden sind.
Bloß die Namen wie Hubatschek, Sutschek, Kolaschek
und so mehrere erinnern an die slawische Blutzufuhr, die sich aber rassenbiologisch
angesichts der germanischen und slawischen Rasse nicht nachteilig geltend
machte.
Von diesen und von den im 18-ten Jahrhundert eingewanderten
Deutschen und Österreicher stammen die noch hier ansässigen Einwohner.
Die Familien Pittof, Schreder, Weber und Eggl stammen
aus Luxemburg.
Die Familien Rückert, Antretter und Wittmeier stammen
aus Würtemberg.
Die Familien Vogel, Kammer, Denkler und Großmeier
stammen aus Bayern.
Die Familien Niedergses, Wissmann und Hirsch stammen
aus Österreich.
Die Familien Kolatschek, Hubatschek und Sutschek stammen
aus Mähren.
Die Familien Meixensberger, Zettel, Scherbauer, Spacholz
und Gruber stammen aus Weidenthal im Karaschowaer Komitat.
(* diese zuletzt genannten Familien, die sogenannten Böhmen, kamen aber später nach Ebendorf)
Es kamen noch mehrere Familien aus der Batschka eingewandert,
welche aber bald wieder abzogen, da der Boden hier so arm ist. Sie ließen
sich dadurch verleiten hierher zu kommen, da sie sich für ein, bei
ihnen, verkauftes Joch Feld hier 3-4 Joch ankaufen konnten, als sie aber
ihr Gerstel los hatten, kehrten sie alle wieder zurück, denn hier
hieß es dreimal so viel arbeiten als bei ihnen; von ihnen blieben
nur die Familien Müller und Ziegler bis heute hier.
Trotzdem unsere Bevölkerung ein Mischvolk von Reichsdeutschen,
Slowaken, Österreicher und Deutschböhmen ist, so ist unsere Mundart,
doch eine einheitliche, undzwar reichfränkische geblieben, auch die
schwäbischen Sitten und Gebräuche wurden bis zum heutigen Tage
erhalten; auch die nach dem Kriege im Jahre 1919 eingewanderten Deutschböhmen
aus Weidenthal haben sich schon völlig in unsere schwäbischen
Sitten eingelebt.
Hier bringe ich die Volkszählungsdaten von Ebendorf
seit der Gründung bis zum heutigen Tage, nach einem Auszug aus den
römisch-katholisch-bischöflichen Schematismen in Temeswar.
Bei der Gründung, im Jahre 1786, hatte Ebendorf,
wie bereits vorher erwähnt, 214 Seelen.
Im Jahre 1811 waren es, trotz Türkenkrieg und Flucht,
schon 396 Seelen, da dazumal nach dem großen Türkenrummel mehrere
slowakische Familien einwanderte; im Jahre 1821 waren es nur mehr 335,
im Jahre 1830 wieder 492 Seelen.
Im Jahre 1839 dezimierte sich wieder die Bevölkerung
durch Seuchen und Abwanderung auf 360 Seelen. 1851 waren es 378, 1861 waren
399, 1870 - zufolge Einwanderung vieler Österreicher 669 Seelen, 1880
waren es 592 Seelen.
Im Jahre 1889, hier begann wieder die Einwanderung vieler
Österreicher und Torontaler beziehungsweise Batschkaer Deutschen waren
es 768 Seelen, im Jahre 1900 ,1028 Seelen und 1910 dann 1104 Einwohner.
Hier setzte dann die Auswanderung nach Amerika ein und
fand der große Weltkrieg statt. 1922 waren es 893 Seelen und dieser
Seelenbestand haltet sich bisher so ziemlich gleich. Heute haben wir insgesamt
996 Seelen in Ebendorf.
Die schwäbische Gemeinde Ebendorf liegt im Severiner
Komitat, 14 km südöstlich von der Komitathauptstadt Lugoj und
5 km südlich von der Bahnstation Gavojdia entfernt.
Sie wurde, wie schon bereits erwähnt, im Jahre 1785
unter der Regierungszeit Kaiser Josefs vom damaligen königlichen Komunalpresident
Grafen Orzi und ing. Cagane auf königliche __________ Boden der mit
großen Waldungen, Unkraut und Gestrüpp bedeckt war, angelegt
und im Monat Mai 1786 angesiedelt. Das neue Dorf wurde östlich längst
dem Graben Csukasch aufgebaut und auch nach diesem Graben benannt, aber
schon im Jahre 1787 auf allgemeines Verlangen der Siedler auf Ebendorf
umbenannt. (?)
Dieses dauerte dann bis zum Ausgleich 1867, dann kam
das Banat wieder unter ungarische Verwaltung und zum Severiner Komitat,
nun wurde die Gemeinde wieder auf Csukasch magyarisiert. Seit dem das Banat,
1919, an Rumänien angeschlossen wurde heißt die Gemeinde nun
Amtlich Stiuca. In all dieser Zeit jedoch, bis am heutigen Tage, wurde
die Gemeinde im Privatverkehr immer nur Ebendorf genannt. Als dann im Jahre
1786 die ersten 60 Häuser, ein Schulhaus, eine kleine Holzkapelle
und zwei Brunnen fertig waren, siedelte man 60 deutsche Familien, alle
aus dem fränkischen Luxemburg, hier an, welche gleich ihren Pfarrer
mitgebracht haben.
Diese ersten Einwanderer erhielten jede Familie, infolge
Kolonisationspatent, Haus und Hof zugewiesen.
Sie wurden außerdem mit dem nötigen Zugvieh,
Getreide und Futter für ein Jahr versehen, auch bekamen sie Ackergeräte
oder Bargeld zur Anschaffung derselben. Dieses Geld mußten sie in
kleinen Raten nach drei Jahren zurückzahlen, an Ackerfeld wurden 28
ganze und 32 halbe Gründe verteilt.
Dies wurde aber nicht nach eigenem Verlangen oder Protektion
verteilt, sondern es wurde ihnen so viel Feld (ganze, halbe, viertel Session)
zugewiesen, je nachdem die Familie arbeitskräftige Mitglieder zählte
und man auch sicher war daß sie das erhaltene Feld wirklich verarbeiten
können, denn sie hatten auch Pflichten, trotzdem sie 10 Jahre steuerfrei
waren, so mußten sie doch dem Staate (später dann der Herrschaft)
das Zehntel abführen und nach einer ganzen Session mußten sie
4 Joch, nach einer halben Session 2 Joch Feld jährlich für den
Staat urbar machen.
Man glaube aber nicht daß unsere Ahnen es
leicht hatten mit dem geschenkten Felde, denn wo heute Ebendorf liegt war
zumeist Wald und Wüste bedeckte die Landschaft, das meist gerodet
werden mußte.
Auf dem jungfräulichem Boden baute man dann
vornehmlich Weizen, Korn, Hafer, Gerste und Kartoffeln; Mais baute man
bloß für den Hausgebrauch, sein Verkauf lohnte sich damals nicht.
Auch Hanf baute man für den Hausgebrauch, aus dem die Bäuerin
sich, den Kindern und dem Bauer, sowohl auch dem Gesindel die Kleidung
anfertigte. Manches Haus wob bis 800 Ellen jährlich davon.(* 1 Elle
entspricht 55-85 cm)
Die ersten nach dem großen Türkenrummel eingewanderten
slawischen und reichsdeutschen Kolonisten wurden in den leerstehenden Ansäßigkeiten
untergebracht und die Gemeinde um noch 40 Häuser vergrößert,
jedoch die im 19-ten Jahrhundert eingewanderten Deutschen und Österreicher,
mußten sich ihre Häuser schon selbst aufbauen. Natürlich
halfen alle Einwohner mit und wohnten die neu Angekommenen bis zur Fertigstellung
ihrer Häuser bei den schon Angesiedelten, so daß in manchem
Haus 2-3 Familien zusammen wohnten.
Das Material zum Bau der Häuser und Nebengebäuden
erhielten sie gratis, welches alle noch bis zum Jahr 1848 Eingewanderten
bekamen; von da an aber mußten sie sich schon alles selbst beschaffen,
das Vieh besorgen, die Felder ankaufen usw.
In den ersten Jahren hatten unsere Ansiedler wirklich
einen heißen Kampf anzufechten, gegen Krieg und verschiedene Krankheiten
so wie auch gegen die Naturelemente.
Im Jahre 1791 trat eine epidemische Viehseuche hier auf,
welche ihren Viehbestand stark dezimierte. Auf ein Bittgesuch an die königlich-ungarische
Hofkammer um Hilfe, erhielt die Gemeinde am 24 März 1792, 84 Stück
Pferde zugewiesen, jedoch gegen Ersatz in 6 Jahren.
Im Monat Mai desselben Jahres ging ein mächtiger
Orkan über die Gemeinde; Sturmwind und Hagel vernichtete sämtliche
Saaten und viele Häuser samt der aus Holz erbauten Kirche stürzten
ein.
Wieder wendete man sich an die königlich-ungarische
Hofkammer und bat um Hilfe, welche auch bewilligt wurde.
Darüber fand ich aber nur folgende amtliche Mitteilung
vor: Vorschußweise Bewilligung der Reparatur der, durch den Sturmwind
in Ebendorf, beschädigter Häuser(Fasz. 33/3 195 Sep. 1792). Bewilligung
einer Unterstützung für die durch Hagelwetter verunglückten
Untertanen in Ebendorf (Fasz. 32/3 303 Okt. 1792). Vertrag wegen Reparatur
mehrerer zu Ebendorf eingestürzter und beschädigter Kolonistenhäuser
(Fasz. 32/137 Dez. 1792).
Nach diesen Amtlichen Urkunden zu schließen, wurde
ihnen damals seitens der Hofkammer wirklich Hilfe geboten.
Im Jahre 1793 stellten die drei Ansiedlungsgemeinden
Ebendorf, Darowa und Wetschehausen an die Hofkammer das Ansuchen in eine
fruchtbarere Gegend des Banats übersiedelt zu werden, was ihnen jedoch
nicht bewilligt wurde.
Laut Fasz. 32/95 Mai 1794, wütete in diesem Jahre
in der Gemeinde die asiatische Pest, welche viele Opfer forderte.
Es wurde zur Eindämmung der fürchterlichen
Krankheit ein Arzt aus Lugosch hierher befördert, die Spesen für
den Arzt und die Medikamente leistete die Hofkammer. Durch diese fortwährenden
Schiksalsschläge wurden die Kolonisten aufs Tiefste beunruhigt und
bereuten des Öfteren das Verlassen ihrer Heimat. Jedoch es gab kein
zurück mehr.
Die Entwicklung im Allgemeinen kannte aber auch jener
Umstand in der Gemeinde, daß die Rechte des Eigentümers noch
immer nicht geregelt waren. Denn es war damals hier Sitte, daß der
Dorfschulze mit dem Wirtschaftsbeamten jährlich das Feld der Ansiedler
frisch aufteilte und dann bei sehr oft willkürlich und nicht immer
uneigennützig vorging. Der diesjährige Inhaber gab sich deshalb
nicht sehr viel Mühe im Bebauen des Feldes, er wußte ja nicht
wieviel oder was ihm nächstes Jahr zufällt. natürlich gab
dies sehr oft Anlaß zu großer Unzufriedenheit und wurde die
Hofkammer wieder um Auskunft über die Zuteilung von Gründen und
Erteilung von Freijahren an die Ebendorfer Kolonisten ersucht. Und da diese
Mißwirtschaft mit der Feldverteilung überall herrschte, entsendete
die Hofkammer eine Kommission in das Banat, welche alle Kolonistengemeinden
aufsuchte.
Nach beendeter Untersuchung hat sie dann folgenden Plan
der Hofkammer vorgeschlagen: Ganz Banat möge in Familienbesitztümer
eingeteilt werden, und jeder Familie 32 Joch Feld in Besitz zu geben. Hierdurch
wollte man ein zweifaches erreichen: man wollte vorerst dem fleißigen
Landmann ein bestimmtes Gebiet für seine Tätigkeit anweisen,
sodann wollte man einen sicheren Steuerkataster herstellen um die jährlichen
Staatseinkünfte bewahren zu können. Es wurde daher von Banat
eine ganz genaue Landkarte entworfen, in welche die Distrikte, Ortschaften,
Straßen und so weiter mit gewissenhaften Pünktlichkeit verzeichnet
waren.
Sodann entwarf man von jeder Gemeinde eigens eine Karte,
auf der das Besitztum der Gemeinde sowie Güter jeder einzelner Familie
nach ihrer Lage aufgenommen wurde. Doch bevor dieses gewaltige Unternehmen
zu Ende geführt war, wurde die ganze Arbeit auf einmal wieder eingestellt,
da sämtliche Grundherrschaften dagegen Stellung nahmen. Und die Siedler
waren auch weiterhin dem Grundherrschaften und Wirtschaftsbeamten ausgeliefert.
Die Besitzverhältnisse waren allgemein von der drückendsten Art
und der Bauer eigentlich nur ein geduldeter Pächter, dem man kaum
so viel zeit lies, um zu seinem Unterhalt erforderliche zu bauen, dagegen
mußten sie auf den Gütern, in den Waldungen der Herren Beamten
fleißig arbeiten und für die geringste Weigerung war der Stock,
oder auch willkürliche Abstiftung das heißt Vertreibung von
dem bisher innegehabten Grund, der Lohn.
Willkür, Gewinnsucht und Bedrückung herrschte
überall und vergebens wurden zum Landespräsidenten nach Timisoara
Beschwerden eingereicht, auch dort brachte man ihnen keine Abhilfe, da
auch die höchsten Beamten eine heillose Mißwirtschaft führten,
trotz dem Kaiser Josef, als er das letzte Mal im Banat war, den damaligen
Präsidenten Grafen Franz Engelhofen mit vielen anderen hohen Beamten
eben wegen ähnlichen Vorgehensweise zum Teufel jagte.
Im Jahre 1799 jedoch waren die Zustände in Ebendorf
derart unhaltbar geworden, daß sie beschlossen trotz alldem Hilfe
zu suchen. Im Monat September dieses Jahres beschwerten sie sich daher
in einer Eingabe an die Temeswarer Kommunaladministration (32:68 Sept.
1799) wegen schlechter Beschaffenheit ihrer Gründe, Mangel an Wasser
und üblicher Be- handlung durch die Wirtschaftsbeamten.
Diese Eingabe verfaßte der damalige Pfarrer Alois
Teklaschi und die Einwohner: Johann Thielmann, Peter Leher, Jakob Schummer
und Martin Reisig; haben dieselbe persönlich nach Temeswar gebracht.
Auf diese Eingabe hin schickte der damalige Kameralpräsident
Graf Orzi, im Monat November desselben Jahres, eine Untersuchungskommision
bestehend aus 4 Personen, mit königlichen Kommissär Oberst Neu
an der Spitze. Das Resultat ihrer Untersuchung war ein günstiges für
die Ansiedler, denn schon am 10. April 1800 wurde jeder Familie eine Geldunterstützung
von je 100 Gulden angewiesen und die vom Staate an sie geleisteten Vorschüsse
gänzlich gestrichen. Die zwei Wirtschaftsbeamten aber, welche die
Leute unnötiger Weise schikanierten, wurden durch andere ersetzt.
Auch wurden dann noch, im selben Jahr, die zwei Brunnen im Tale gegraben,
dadurch wurden dann die zwei Brunnen im Orte, welche schon bei der Ansiedlung
gegraben wurden, entlastet.
Im Jahre 1801 verleihte (schenkte) der Staat, das ____
Gut Ebendorf und Silberschel dem Siebenbürger evangelischen Königlichen
Rat Baron Michael Bruckental, für die im Kriege gegen die Türken
geleisteten Dienste, wofür er aber jährlich 2200 Gulden Steuer
zu entrichten hatte. Von nun an mußten die Abgaben an diese Herrschaft
geleistet werden welche auch das Patronat über Kirche und Schule übernahm.
Die erste Verlautbarung des Grundherrn an die Siedler
lautete folgendermaßen:
"Hiermit verständige ich euch, daß von nun
an alle eure Wünsche und Beschwerden ausschließlich an die Herrschaft
zu richten sind und wenn ihr euren Pflichten der Herrschaft gegenüber
pünktlich nachkommt und ihr euch als gehorsame Untertanen jedwelcher
Anordnung pflichtgemäß unterwerft, so wird euch der Grundherr
als seine Familie betrachten und auch väterlich behandeln. Im entgegengesetzten
Falle jedoch wird der Stock angewendet."
Ein Gemeindediener mußte das Volk in jeder Kreuzgasse
zusammentrommeln, worauf der Verwalter des Grundherren ihnen obige Verlautbarung
vorgelesen hat, auch wurde dieselbe am Gemeindehaus plakatiert.
Die neue Herrschaft baute sich nun ein Kastell (?), das
heutige Henritzische große Wirtshaus und legte ringsherum einen schönen
Park an. Das ganze Viertel bis zum heutigen Notariat wurde eingezäunt
und mit verschiedenen in- und ausländischen Bäumen und Gewächsen
bepflanzt.
Auf dem Viertel gegenüber wurden die Wirtschaftsgebäude,
Stallungen und Gesindewohnungen gebaut, so auch eine Mühle errichtet.
Nun hieß es für die Siedler wieder roboten.
Die Kleinhäusler mußten Handarbeit, die Bauern
aber mit den Fuhren Robot leisten. Auch mußten sie für die Herrschaft
Waldungen roden, Weingärten und Obstplantagen ansetzen. Dieses mußten
sie dann um den zehnten Teil bearbeiten und mußten sie dann noch,
wie auch bisher dem Staate gegenüber von allen ihren eigenen
Fächsungen den zehnten Teil der Herrschaft alljährlich abliefern.
Und dieser Zustand dauerte noch bis 1848 an, trotzdem
Kaiser Josef schon im Jahre 1785 die Aufhebung der Leibeigenschaft verkündete.
Über diese Verordnung damals der Historiker Griselini
folgendes: Die Befreiung der Untertanen aus der unbeschränkten Gewalt
der Grundherren ist ein großer Fortschritt.
Bisher war nämlich der Untertan an die Scholle gebunden
und durfte ohne die Erlaubnis seines Grundherren sein Gut nicht verkaufen
um sich in einer Gemeinde niederzulassen. All diesem wurde nun ein Ende
gemacht. Josef gab allen Bewohnern des Reiches das Recht der Freizügigkeit.
Jedem Bauer sollte ferner gestattet werden, auch ohne Einwilligung seines
Grundherren zu heiraten, ein Handwerk zu lernen, oder zu studieren usw.
Die Leibeigenschaft die im Banate eigentlich auf keiner
gesetzlichen Basis ruhte, sondern wie es im Amtsstiel hieß nur wegen
der Kongonus (Gleichartigkeit) eingeführt war, verschwand und die
Bauern erhielten freies Eigentum, für welches sie bestimmte Steuer
nach eigens aufgestellten mäßigen Tabellen zu entrichten hatten.
Der Unfug der sogenannten "Umlagen" die willkürlich
und so oft erhoben wurden, je nachdem die Herren in Temeswar Geld brauchten,
hörte ganz auf und mit Strenge wurde darauf gesehen, daß der
Bauer stets wenn er zu unfreiwilligen Dienste herangezogen wurde, eine
angemessene Vergütung für geleistete Hand- und Spandienste erhielt.
Somit wurde jenem Joch ein Ende gemacht, welches seit 1514 so schwer auf
dem Bauernstand lastete.
Gewiß meinte Kaiser Josef, der Volkskaiser, mit
dieser Verordnung für seine Untertanen Gutes gemacht zu haben. Jedoch
blieb diese Verordnung nur auf dem Papier, den diese edle Bestrebung, das
Volk frei und glücklich zu machen, hatte auch viele Gegner. Der engherzige
Klassengeist war es der dem Hofadel jener Zeit widerstrebte und gerade
der siebenbürgische Hochadel trieb gegen diese Verordnung ganz offen
den Kampf. Das Haupt desselben, Graf Miko, versendete an alle Adelherrschaften
ganz ungescheut eine Art Beschwerdeschrift und die Aufforderung selbe zu
unterzeichnen mit den Worten:
"Der Aufstand gegen Josefs Verordnung ist jetzt
an der Zeit". Und da der Hofadel jener Zeit eine große Macht ausübte
blieb der alte Zustand, trotz Josefs Verordnung, auch weiterhin aufrecht,
bis zu Jahre 1848, in welcher Zeit, durch den begeisterten Aufruf des Grafen
Setschein, die ungarischen Grundherren, freiwillig und hochherzig, ihre
Untertanen befreit haben und zwar ohne Unterschied der Sprache, sowohl
die ungarischen, als auch die deutschen, slowakischen, rumänischen
und serbischen Untertanen.
Dieser großmütige Entschluß der ungarischen
Grundbesitzer wurde dann auch dem Gesetze des Landes einverleibt. Seit
dieser Zeit nun ist der Landmann erst ein freier unbeschränkter Herr
seines Grundbesitzes und der Frühere Unterschied zwischen Grundherr
und Untertan hat aufgehört.
Der Ackerbauer hat dieselben Rechte und Verbindlichkeiten,
wie der Grundherr und verfügt frei über sein Grundbesitz.
Wie aber dieses Gesetz seitens mehrerer Grundherrschaften
eingehalten wurde, zeigt nachstehender Fall, welcher sich, noch im Jahre
1862, hier zugetragen hat und von den Beteiligten selbst erzählt wurde.
Da wir, wie schon erwähnt wurde, nur zwei Brunnen im Orte haben, so
muß, hauptsächlich in der Früh und am Abend, wenn das Vieh
getränkt wird, Reihe gehalten werden. Es müssen sich die Leute,
so wie sie mit ihren Vieh beim Brunnen ankommen, einer nach dem anderen
anstellen und so immer weiter vorgehen, bis sie an die Reihe kommen. Dieses
ist Gemeinderegel und von jedem zu befolgen, um so ein reibungsloses Abwickeln
bei der Tränke zu ermöglichen.
Nun aber hat es sich, in dem oben erwähntem
Jahr, zugetragen daß der Paradekutscher der Herrschaft auch mit zwei
Pferden an den Brunnen kam und sich, die allgemeinen Regeln der Gemeinde
außer Acht lassend, vor dem Knecht Hetzl welcher damals bei dem Großbauern
Michael Reiter im Dienste stand, zum Brunnen vordrängen wollte. Dieses
paßte natürlich dem, in seinen Rechten gewesenen, Knechte nicht
und wies den Kutscher daher zurecht. Dieser aber, in seiner Würde
als herrschaftlicher Kutscher, dünkte sich natürlich schon etwas
mehr als ein einfacher Knecht und schrie daher denselben im barschen Ton
an: "Halt’s Maul du elender Schwabe und mache mir sofort Platz". Der Schwabe
aber war kein Linker und in seinem berechtigten Zorn versetzte er, dem
Beleidiger seiner Ehre, zwei tüchtige Maulschellen und ritt dann,
ohne seine Pferde getränkt zu haben, nach Hause. Aber auch der verprügelte
Kutscher ging nach Hause und meldete sofort seiner Herrschaft das eben
Vorgefallene. Diese hatte nichts Eiligeres zu tun als, den ihm zu jeder
Zeit zur Verfügung stehenden und vom Volk gefürchteten Persekutor,
um den Bösewichten Johann Hetzl zu schicken. Es dauerte auch keine
Viertelstunde, so stand derselbe auch schon vor dem allgewaltigen Grundherren
Baron Bruckenthal Gyula. Hier gab es aber kein langes und breites Verhör,
sondern der Grundherr sagte: "Weil du dir erlaubest meinen Paradekutscher
zu schlagen, bekommst du jetzt, eben von diesem Kutscher, 25 Stockstreiche
verabfolgt". Dieses Amt besorgte in der Regel der Persekutor.
"Damit es dir in der Zukunft nicht mehr einfällt,
dich an einem meiner Diener zu vergreifen".
Während denn nun alles, zur Exekution, Notwendige
herbeigeschafft wurde, fragte der Grundherr den Knecht noch ob er dafür
um Verzeihung bitten will ?! Da der junge Bursche darauf nicht antwortete,
gab der Grundherr den Befehl zur Züchtigung. Der Persekutor zog nun
den Delinquenten über die, bereits zu diesem Berufe bereitgestellte,
Bank und der Kutscher begann loszuschlagen. Aber schon bei dem fünften
Streiche hat sich der Bursche eines Besseren besonnen und um Verzeihung
gebeten, worauf ihm dann die restlichen 20 Streiche nachgelassen wurden.
Und mit einem nochmaligen ordentlichen Verweis wurde er dann entlassen.
Viel zu leiden hatten die Kolonisten auch mit den bestehenden
militärischen Verhältnisse. Bis zu Jahre 1809 gab es in Ungarn
kein stehendes Heer und jedesmal wenn ein Krieg ausbrach wurde freiwilliges
Militär geworben. Im Jahre 1809 wurde dann ein stehendes Heer, mit
zwölfjähriger Dienstzeit eingeführt. Bei den jährlichen
Aushebungen der Rekruten geschahen immer große Ungerechtigkeiten.
Die Gemeinde hatte ja, nach Seelenzahl, zwischen 1 bis 6 Rekruten jährlich
zu stellen und diese bestimmte der Grundherr im Einvernehmen mit dem Ortsrichter.
Dabei mußte zumeist die ärmeren Burschen einrücken, da
die wohlhabenden Bauern ihre Söhne meistens vom Militär auskauften.
Ebendorf hatte zumeist 2, höchstens 3 Rekruten jährlich zu stellen.
Hier sei eine Episode aus den Vierzigern Jahre des neunzehnten
Jahrhunderts, noch vor der 48-er Revolution (1848) wie sie sich hier tatsächlich
zugetragen hat, aufgeführt.
Im Jahre 1845 bestellte der damalige Gemeindevorstand
Johann Görling, 3 Burschen zu sich in die Kanzlei und verständigte
sie daß sie von heute in einem Monat mit ihm nach Lugosch zu fahren
hatten, wo sie assentiert werden und zum Militär einrücken müssen.
Sie sollen sich dabei vorbereiten. Unter diesen 3 Burschen befand sich
auch ein gewisser Jakob, ein wirklich armer Bursche, welcher durch seiner
Hände Arbeit seine alte gebrechliche Mutter, eine Witwe, erhalten
mußte. Deshalb bat er den Richter dieses zu berücksichtigen
und ihn, als den Ernährer seiner Mutter, zu entheben, da doch noch
mehrere stramme Burschen in seinem Alter in der Gemeinde vorhanden seien.
(Auch der Richter hatte einen Sohn in seinem Alter).
Da der Richter aber dieses nicht zur Kenntnis nehmen
wollte, so versuchte nun die alte Mutter selbst bei ihm, beim Grundherren
und beim Pfarrer vorzusprechen, damit sie ihren Sohn ausreklamierten. Jedoch
vergebens. Alles Bitten und Weinen half nichts. Zuhause angekommen, erzählte
sie nun ihrem Sohn weinend und mit schwerem Herzen das Resultat; dieser
tröstete nun seine Mutter und versprach ihr, trotz allem, sie nicht
u verlassen.
Und eines schönen Tages war unser Jakob aus der
Gemeinde verschwunden und alles Suchen nach ihm war vergebens, bis er endlich
die Unvorsichtigkeit beging seiner Mutter einen Brief zu schreiben, in
welchem er ihr mitteilte daß er in Topletz, bei Mehadia, in einer
Mühle Arbeit gefunden hat und 8 Gulden monatlich mitsamt Verpflegung
bekommt; er wird sparen, schreibt er, und ihr das Geld allmonatlich zusenden
damit sie leben kann.
Dieser Brief war nun sein Verräter: da die Post
damals durch dem Richter seine Hände ging, nahm dieser selbst den
Brief und ging damit zu der Witwe, brach denselben vor ihr auf und las
ihn ihr vor, da sie selbst nicht lesen konnte.
So erfuhr er nun den Aufenthaltsort des Burschen.
Sofort wurde Beschluß gefaßt den jungen Mann arretieren
(*verhaften) zu lassen. Nun sind aber der Richter mit einem Geschworenen
schon den nächsten Tag selber nach Topletz gefahren, den Flüchtling
abzuholen. Dort angekommen fanden sie wirklich den Gesuchten in der Mühle
vor. Nun wollten sie zuerst einen Trick anwenden, und sagten zu ihm daß
sie in Orschowa am Markt waren und ihn jetzt zufällig hier getroffen
haben. So sagten sie ihm ob er denn nicht wisse daß seine Mutter
zu sterben krank ist, und immer nach ihm verlange, jedoch nicht wisse wo
er ist und ob er nicht bei dieser guten Gelegenheit mit ihnen nach Hause
kommen möchte. Jedoch der Bursche schöpfte Verdacht und sagte
daß er vorerst seinen Monat ausdienen müsse um seinen Lohn zu
bekommen. Und da er trotz vielen Zuredens nicht einwilligte mit ihnen zu
fahren, setzten sie sich auf ihr Amtsschimmel (*sich auf den Amtsschimmel
setzen = die Dienstvorschriften übertrieben genau einhalten) und gingen
in das dortige Gemeindehaus. Dort verlangten sie, nach Schilderung des
Falles, gerichtliche Assistenz, um den Burschen mit Gewalt abzuführen.
Sie bekamen auch den Persekutor mit, eine, zu jener Zeit, bei jedem Stuhlamt,
Notariat und Grundherrschaft angestellte und gefürchtete Amtsperson.
Nun half kein Streben mehr, es wurden dem Burschen die
Hände und Füße mit Stricken zusammengebunden und er auf
den Wagen in das Heu geworfen. Nachdem der Richter, von dem Mühlenbesitzer,
den fälligen Lohn des Burschen übernommen hatte, stiegen sie
auf den Wagen und fuhren heimwärts. Als sie gegen Abend nicht mehr
gar weit von Ebendorf entfernt waren, kehrten sie, sozusagen in jedem Dorfe,
in das Wirtshaus ein, um ein Glas Schnaps, ob ihren guten Fanges zu trinken.
Als sie nun im vorletzten Dorf, Jena (Schura) ankamen, war es schon ziemlich
spät und stockfinster. Da das Wirtshaus jedoch noch offen war, so
stiegen sie auch hier noch ab, den Durst zu löschen. Weil aber dieses
das letzte Wirtshaus war welches sie heute noch offen fanden, sprachen
sie dem Alkohol noch feste zu. Unterdessen sie im Wirtshaus saßen,
kam draußen ein Langfinger an ihren Wagen heran und suchte etwas
zum mitnehmen. Als er so den Wagen absuchte, geriet er an den, im selben
liegenden Burschen und wollte weglaufen.
Dieser rief ihn jedoch zurück und erzählte
ihm kurz sein Schicksal und ersuchte ihn seine Stricke aufzuschneiden damit
er flüchten könne. Der Dieb, ein Schiksalsgenosse, auch ein Militärflüchtling
zögerte nicht lange und schnitt ihm die Fesseln durch, half ihm, da
er steif war, vom Wagen herunter und führte ihn in einen sicheren
Versteck.
Als dann die beiden Amtspersonen aus dem Wirtshaus herauskamen,
fragten sie ihren Gefangenen ob ihm kalt sei und da er natürlich nicht
antwortete, glaubten sie er schliefe.
Sie wickelten sich in ihre Decken und machten sich auf
den Weg. Als sie dann, spät in der Nacht, Zuhause vor dem Gemeindehause
ankamen, alarmierten sie sämtliche Diener und Nachtwächter um
den gefangenen ins Arrest zu bringen.
Jedoch, oh Schreck! Als die Gemeindediener mit dem Licht
herauskamen und der Gefangene nicht da war, gab es einen richtigen Spektakel.
Der Geschworene sagte nun zum Richter: "Siehst du, hättest du es mir
erlaubt ,als ich in Jena ein fagl (?) Schnaps hinaustragen wollte, so wäre
das nicht vorgekommen, denn nur dort kann er durchgebrannt sein. Die Folgen
ihres Leichtsinns kamen aber erst am nächsten Tag, als der strenge
Grundherr beide aus ihren amtlichen Stellen und Würden entließ
und dem Richter seinen Sohn, als Strafe dafür, einrücken machte.
Unterdessen nahm sich der damalige Seelsorger,
Pfarrer Farkasch Györtsch, um die Witwe und ihren Sohn an und erwirkte
bei den kompetenten Behörden in Lugosch und Temeswar die gänzliche
Befreiung des Jakob Schreder vom Militärdienste. Dies wurde auf den
umliegenden Ortschaften amtlich bekanntgegeben und der Flüchtling
aufgefordert nach Hause zu kommen. Und richtig fand man ihn nach einigen
Tagen darauf in Kawaran, wo er mit seinen Kammeraden im Holzschlage arbeitete
und wohin ihm ein Waldhüter die Botschaft brachte. Natürlich
machte er sich sofort auf den Weg nach Hause. Jetzt erbarmte sich auch
der Grundherr und nahm den Burschen in seinen Dienst als Knecht und
so konnte er nun seine alte Mutter bis um Tode versorgen. Nach dem Tode
seiner Mutter heiratete er und diente noch viele Jahre als redlicher und
fleißiger Diener bei der Herrschaft
Im Ansiedlungsjahr Ebendorfs (1786) war das Banat schon
seit 1779 eine ungarische Provinz mit einer Komunalverwaltung in Temeswar.
Die deutschen Interessen des Banats wurden aber dennoch bewahrt, da die
Komunalverwaltung selbst noch deutsch war. Erst knapp vor 1848 machten
sich langsam ungarische Einflüsse geltend.
Und während des Ungarischen Freiheitskrieges (1848-49)
wußten die Banater deutschen nicht zu wem sie halten sollten: zu
den Ungarn, die ihnen die Befreiung vor dem Robot versprochen hatten -
was sie auch, wie schon erwähnt, gesetzlich durchführten - ,
oder aber zu den blutsverwandten Österreicher, allerdings wurden die
Robotleistungen ungern gemacht, wurden aber trotzdem nie als drückend
empfunden.
(*Robot = Frondienst, Fronarbeit, "freiwillige", unbezahlte
Arbeit für den Grundherrn, die Gemeinde etc.)
Von den Kämpfen und Armeelieferungen, einmal für
den Ungarn, das andere Mal für den Kaiser waren sie nicht entzückt,
jedoch gaben sie recht gerne von dem was sie hatten her, bloß Ruhe
wollten sie haben. Diese Ruhe aber sollten sie nicht genießen, denn
gegen Ende der Revolution kamen drei Herren in einem geschlossenen Fiaker
(* zweispännige Pferdedroschke, leichtes Fuhrwerk zur Beförderung
von Personen) in die Gemeinde und requirierten (* für militärische
Zwecke beschlagnahmen) verschiedene Lebensmittel und Futter, hauptsächlich
Hafer (* für die Pferde). Es wurden dann vier Bauern namhaft gemacht,
welche diese Güter mit ihrem Fuhrwerk nach Lugosch fahren mußten.
Wohin sie aber wirklich kamen blieb ein Rätsel, denn es ist von diesen
vier Leuten bis an den heutigen Tag keiner wieder zurückgekehrt. Sie
sind damals mitsamt ihrem Fuhrwerk spurlos verschwunden. Aber auch der
Grundherr Michael Bruckenthal wurde damals, und zwar an Händen und
Füßen gefesselt, trotz allem Bitten und Weinen seiner Angehörigen,
von diesen Herren mitgenommen und ist niemals wieder in Vorschein gekommen,
aus welchem Grund und Ursache weiß man heute noch nicht. Als dann
der Aufstand unterdrückt wurde und wieder geordnete Verhältnisse
eintraten, wurde seitens der Anverwandten bei den Behörden Schritte
unternommen, um nach den Verschollenen zu suchen. Jedoch alles Suchen war
vergebens weder einer der vier Bauern, noch aber der Grundherr wurde jemals
wiedergefunden.
Diese Revolution mit all ihren Schrecken brachte jedoch
dem Volke, wie schon erwähnt, auch seine Freiheit, denn seit dieser
Zeit ist der Landmann erst freier, unbeschränkter Herr seines Grundbesitzes.
Nachdem der, in der Revolution entführte Grundherr nicht mehr zurück
kam, und seine Söhne noch zu jung waren um das Gut zu verwalten, wurde
ein Direktor über den Verwalter eingesetzt, welcher die Wirtschaft
leitete. Dieser Direktor aber, ein Verwandter der Baronin, hatte erstens
von der Landwirtschaft wenig Kenntnisse und war ein eigennütziger
Mensch. Dadurch wurde das Gut vernachlässigt und verschuldet. Im Jahre
1854, damals war der ältere Sohn, Gyula, schon zwanzig, der jüngere,
Akosch, aber siebzehn Jahre alt, entließen sie den Direktor und nahmen
die Wirtschaft selber in die Hände. Von nun an ging es mit der Wirtschaft
noch rascher bergab, denn die jungen Grundherren führten von nun an
ein ausschweifendes, sorgloses Leben. Dies konnten sie nun so eher tun,
das ihre Mutter, die alte Baronin, eine melancholisch veranlagte Frau war,
welche sich absolut um nichts kümmerte. Diese Frau konnte Stunden,
Tage ja ganze Nächte hindurch allein, ohne Partner, Karten spielen
und dabei durfte sie kein Mensch stören.
Als passionierte Jäger veranstalteten die
Grundherren 3-4 Jagden, wozu jedesmal von weit und breit alle Grundherren
eingeladen wurden. Bei diesen Gelegenheiten wurden dann immer einige Tage
in Saus und Braus, Jagdfeste gefeiert.
Auch verging selten eine Woche wo sie nicht ein- bis
zweimal, vierspännig nach Lugosch gefahren sind, wo sie dann Tag und
Nacht Karten spielten und wahre Orgien veranstalteten. Der alte Grundherr
von Zgribesti, Graf Raditschki, hatte eine junge bildschöne Frau,
in welche sich der junge Baron Akosch sterblich verliebte, und da er bei
der jungen Gräfin Gegenliebe fand, so lies diese sich im Jahre 1862
von ihrem Gatten, dem alten Grafen, scheiden und heiratete den jungen Baron.
Dieser übergab nun die ganze Wirtschaft seinem Bruder Gyula und übersiedelte
mit seiner jungen Frau in die Stadt. Die Bevölkerung von Ebendorf
aber atmete erleichtert auf als dieser tolle Junge von hier abwanderte,
denn dieser betrachtete die Leute noch immer als Sklaven. Nun versuchte
der Gyula-Baron, so wurde der ältere Baron genannt, das Gut von dem
gänzlichen Untergang zu retten. jedoch vergebens, denn zu allem Unglück
kam nun das Missjahr 1864, welches nicht nur für Ebendorf sondern
für das ganze Banat ein Jahr des Elends und der Not war. Denn schon
seit 1863 fiel kein Schnee, der Jänner des folgenden Jahres war ungemein
kalt und trocken, so das die unbedeckt daliegende Wintersaat sehr vielen
Schaden litt. Dazu kam noch das es im Sommer gar keinen Regen, Tau gab.
Die Hitze aber einen ungeheuren Grad erreicht hat. Die Folge war das alle
Feld- und Gartengewächse austrockneten. man war gezwungen die verkrüppelten
Ähren samt Wurzel aus dem Boden zu nehmen um sie zusammenbinden zu
können. Durchschnittlich gab das Joch kaum zwei Metzen Heu, Stroh
im Allgemeinen. Also Futter für das Vieh gab es fast gar nicht. Dazu
trockneten auch noch die Brunnen aus und man konnte auf Stunden kein Wasser
finden. Das Vieh konnte nur alle 24 Stunden einmal getränkt werden.
Ein Metzen Weizen welcher bisher um 1,45 fl. zu haben war, kostete jetzt
7-8 Gulden, aber auch zu diesem hohen Preis war oft kein Getreide zu bekommen.
Es gab Wochenmärkte, auf welchen weder Mehl noch Weizen zu sehen waren.
Die Bäcker konnten in größeren Ortschaften auch um schweres
Geld nicht hinreichend Mehl für Brotvorrat herbeischaffen, schon um
Mitternacht wurden ihre Backstuben von der hungernden Menge umlagert, um
ja nicht leer auszugehen. oft entstanden Schlägereien, Balgereien
vor der Backstube in den Städten um eher zu Brot zu gelangen, oder
man riß sich auch von Hunger gequält die Speisen aus den Händen.
Die Regierung tat zwar vieles um diese Not zu lindern.
Sie ließ auch Getreide und Mehl ins Banat einführen. Aber das
Elend dauerte trotzdem fort, bis die ergiebige Ernte des folgenden Jahres
das Volk wieder aus der Not herausriß.
Dieses Notjahr nun, zerrüttete die herrschaftliche
Wirtschaft gänzlich; trotzdem ihr die Jahrespacht für dieses
Jahr von der Regierung gestundet wurde, ging es nicht mehr. Die Bauern
konnten, da sie selbst nichts hatten, natürlich das Zehntel auch nicht
abliefern und so hatten dann die Gläubiger im Jahre 1869 das Gut auf
dem Lizitationswege verkauft.
Bei der Lizitation kaufte Herr Josef Zeyk von Zeykfalva,
ein Siebenbürger, dasselbe um den Preis von 120.000 Gulden mit folgenden
Bedingungen an: 20 Jahre darf das Gut nicht weiterverkauft werden. Unter
dieser zeit hat der Verkäufer das Recht das gut um denselben Preis
nebst 4 Prozent Zinsen zurückzukaufen. Über diese 20 Jahre kann
die Familie Bruckenthal die Herrschaftsgebäude bewohnen, wovon sie
auch bis zuletzt Gebrauch machte.
Zu dieser Zeit hatte der Ebendorfer Hotar 3.600 Kataster
Johe (Joch?) von welcher auf die Herrschaft 1.800 Johe und auf die Kolonisten
1.800 Johe entfielen.
Einwohner waren zu dieser Zeit 778 Seelen, 669 katholisch,
100 Lutheraner und 9 Juden. Es gab damals etwa 100 halbe und etwa 25 Kleinhäuser.
Die 1.800 Joche Herrschaftsfelder mit zirka 16 Joche auf welchen die Wirtschaftshäuser
sowie Parkanlagen standen, übergingen in den Besitz des Herrn Joseph
Zeyk. Außer diesen Gründen verblieben immer noch einige Hausplätze
in dem Besitze der alten Herrschaft, welche aber unter den 20 Jahren alle
an die Ebendorfer Kolonisten um den Preis von 70-80 Gulden pro Hausplatz
zu 400 qm verkauft worden. Im Jahre 1886 verstarb dann hier, im hohen Alter
von 92 Jahren, die alte Baronin, eine geborene Gräfin Wenkheim. Ihr
Leichnam wurde nach Klausenburg überführt und in der dortigen
Familiengruft beigesetzt.
Nach dem Tode der alten Baronin übersiedelten nun
die beiden ledigen Geschwister, der Gyula Baron und seine Schwester ein
... Mädchen - sie hinkte - nach Seudalak (?) bei Lugosch, wo sie sich
ein kleines Gut ankauften. Kaum das sie sich in Seudalak zuhause fühlten,
starb plötzlich die Komtesse. Von nun an lebte der Gyula Baron alleine,
gänzlich zurückgezogen auf seinem kleinen gut in Seudalak, bis
auch er im Jahre 1913 im hohen Alter von 78 Jahren als Junggeselle gestorben
ist. Zu seinem Begräbniss sind damals sehr viele Ebendorfer Einwohner
nach Seudalak gefahren, um ihrem einstigen Grundherren das letzte Geleit
zu geben. Der jüngere Grundherr, Baron Akosch, soll angeblich bei
einem Wettreiten in Budapest tödlich verunglückt sein, ohne Nachkommen
zu hinterlassen. Somit wäre mit dem Tode des Gyula Baron die Familie
Bruckenthal ausgestorben.
Nachdem die alte Herrschaft von ihrem vertragsmäßigen
Rechte, das Gut, während der 20 Jahren zurückzukaufen, keinen
Gebrauch machte, so verkaufte Herr Joseph Zeyk dasselbe im Jahre 1892 dem
Großgrundbesitzer Winterberg Gyula von ... (?) Torontal um den Preis
von 250.000 Gulden.
Vom Winterberg Gyula, welcher es nur kurze Zeit hatte,
kaufte es dann Herr Bodanski Lajosch. Dieser Grundherr verkaufte den Einwohnern
100 Joch Herrschaftsfelder. Die übrigen 1.700 Joch hat dann im Jahre
1904 die Budapester ... (?) Hitlbank auf Lizitationswege um 300.000 Kronen
angeworben und noch im selben Jahre kam das Gut abermals unter den Hammer,
und hat es die Arader Bank erstanden.
Nachdem sich nun ein Besitzer nach dem anderen auf dem
verschuldeten Grund heruntergewirtschaftete hatte, entschloß sich
endlich das Feld Parzellen- und jochweise an die Kolonisten zu verkaufen.
So das bis zum rumänischen Imperium bereits das ganze Feld schon in
Privatbesitz gelangte, bis auf 526 Joch welche noch in Bankhände waren.
Seither aber kauften sich die Ebendorfer Einwohner von
den umliegenden Ortschaften noch Felder an und zwar von der Gemeinde Oloschag
und von der Gemeinde Dragomireschti 250 Joch. Somit hat Ebendorf heute
über 4.000 Joch Felder im Besitz.
Als im Jahre 1919 die neue Agrarreform geschaffen wurde,
expropierte der Staat die 526 Joch Bankfelder, wovon 108 Joch an die kriegsbeteiligten
Anwärter von 2-5 Joch verteilt wurden. Je 30 Joch erhielt der Notar,
Pfarrer und Lehrer, zusammen 90 Joch und 300 Joch erhielt der Regatler
(*aus dem "regat"- Königreich Rumänien stammender) General Justian,
für im Kriege geleistete Dienste, geschenkt. Die restlichen 28 Joch
behielt sich der Staat als Reservefeld zurück, welches die Gemeinde
für Weidezwecke pachtete.
Hier sei noch erwähnt, daß sich die hier ansässigen
Juden in einer verhältnismäßig kurzen Zeit, einen beträchtlichen
Teil der Felder und Hausplätze aneignete.
Der erste Jude der sich hier im Jahre 1860 ansässig
machte war Adolf Salinski, welcher bis dahin jedes Jahr ein- bis zweimal
als Hausierer mit allerlei Tand die Gemeinde aufsuchte. Als armer Mann
mit einer großen Familie kam er hier an und errichtete sich mit Erlaubnis
des Grundherren eine kleine Kreislerei (*Greißlerei - kleines Lebensmittelgeschäft)
ein. Bald erhielt er auch von der Herrschaft das Gemeindewirtschaftshaus
in Pacht, daneben betrieb er allerlei Handel. Er kaufte jedwelche Getreidearten
im Kleinen so wie im Großen zusammen, er handelte mit Eier, Butter,
Häute usw. Und durch gute Verbindungen in Lugosch erhielt er von dort
Geld geborgt, bis seine Existenz gefestigt war. Das Geschäft ging
gut und es dauerte auch nicht lange und er kaufte von der Herrschaft, die
immer mehr herunterkam, das Haus mitsamt der Wirtshauslizenz und 1/2 Joch
Garten um 800 Gulden an. Und nicht lange darauf erstand er auch schon das
Eckhaus an der Komitatsstrasse, das heutige Eppeltauerische ( *Postjakob),
wo er sich noch ein Geschäft einrichtete und einen nahen Verwandten,
Moritz Salinski, darauf setzte, Im Jahre 1872 kaufte er schon das dritte
Eckhaus, das heutige Pfefferische (* ehemalige Wirtshaus am Wasserturm)
an und richtete auch dort ein Geschäft mit wirtshauslizenz ein, worauf
er seinen älteren Sohn, Adolf, setzte. So hatte er sich in kaum 12
Jahren in Ebendorf schon 3 Häuser mit 3 Geschäften und 2 Wirtshäuser
angeworben. Jetzt begann erst recht für sie die Konjunkturzeit. Sie
kauften im Herbst von den Bauern die Getreide um einen billigen Preis zusammen,
mahlten den Weizen und verkauften ihnen im Frühjahr das teure Mehl
und die Kleie. das beste Geschäft aber machten sie mit dem Hafer.
Sie borgten den Bauern im Frühjahr Hafer für anbauen und bekamen
im Herbst für 2 Metzen, 3 zurück. Jedoch meistens versagte die
Ernte und so borgte der Bauer im Frühjahr darauf noch einmal und das
ging so lange bis endlich der Bauer nicht mehr nachkommen konnte, so verkaufte
er den Juden ein Joch Feld oder Hausplatz. Auch borgten sie den Läuten
Geld auf Schuldschein, für welchen sie außer Zinsen, ihnen mit
den Fuhren noch alle Arbeiten leisten mußten. Die meisten konnten
die Schuld natürlich nicht mehr begleichen, so quittierten sie sich
zumeist mit Grund und Häuser. Und so mancher Familie wurde in dieser
Zeit ihr Haus und Grund wegen einem Pappenstiel (*sehr billig; Pappenstiel
-Löwenzahnstiel, die im Wind verwehte Samenkrone galt als Sinnbild
für Geringfügiges, Wertloses) auf Lizitationswege durch die Juden
verkauft. So das in den achtziger Jahren, wie schon oben erwähnt,
die Juden einen beträchtlichen Teil an Häuser, Felder und Hausplätze
in Besitz hatten. In dieser Zeit hatten dann einige Männer, mit Herrn
Franz Neidenbach, Lehrer, an der Spitze, einen Konsumverein gegründet
und haben ein Geschäft eingerichtet, welches am Anfange auch florierte;
jedoch dauerte dies nicht lange, denn die Juden haben so lange dagegen
angekämpft und konkurriert, bis endlich dasselbe zu Fall gebracht
wurde. Im Jahre 1904 haben sich dann wieder 11 Männer, die sogenannten
"elf Apostel" zusammengestellt und haben ein Wirtshaus errichtet. Sie kauften
sich gemeinschaftlich das Herrschaftshaus mit den dazugehörigen 3
Joch Park um 5.000 Fl. (*fl,Fl- Flo-rin od. Gulden).
Diese Haus wurde restauriert, und dann das Wirtshaus
eingerichtet. Als aber anschließend der Gesuch um eine Wirtshauslizenz
bei der Finanzdirektion eingereicht wurde, Waren es wieder die Juden mit
ihrem Geld und ihrem großen Einfluß, welche dagegen mit allen
Mitteln ankämpften, was zur Folge hatte daß sie zweimal von
der Finanzdirektion mit ihrem Gesuch abgewiesen wurden. Nun entschloß
man sich zum letzten Mittel zu greifen: eine Deputation von 4 Mann fuhren
nach Budapest zum Abgeordneten um Hilfe zu erbitten. Der damalige Abgeordnete,
Karl Husar, empfing die Leute freundlich und hörte sie ab und erwirkte
ihnen noch denselben Tag vom Ministerium die Bewilligung einer Wirtshauslizenz.
Nun richteten sie sich gemeinschaftlich das Wirtshaus ein, versorgten sich
mit guten Getränken und setzten aus ihrer Mitte einen Wirt, Herr Henritzi,
ein. Eine Zeit lang nun war alles in bester Ordnung, das Wirtshaus ging
gut, brachte auch einen annehmbaren Reingewinn ein, bis es dann den Juden
wieder gelang unter den "elf Aposteln" Zwietracht zu säen und einen
gegen den anderen aufzuhetzen. Dies hatte dann wieder zur Folge daß
sie sich gegenseitig kein Vertrauen mehr schenkten, wie dies schon bei
solchen Unternehmungen, wo mehrere Personen beteiligt sind, leider auch
heute noch, der Fall ist, in einer Zeit in der doch der Genossenschaftsgeist
gefördert werden soll. Es wurde daher schon im Jahre 1906 die Gemeinschaft
aufgelöst, und der Platz in 11 Teile aufgeteilt, so daß ein
jeder 1/4 Joch Hausplatz erhielt. 1/2 Joch, das Wirtshaus mit der Lizenz
und sämtlicher Einrichtungen übernahm Herr Henritzi und zahlte
dafür noch jedem Mitglied 600 Fl. aus. Somit blieb er dann alleiniger
Eigentümer des Wirtshauses. Er baute sich nun einen großen Tanzsaal
an und richtete sich auch eine Greißlerei ein und da er billige und
gute Getränke ausschenkte, und sämtliche Waren im Geschäft
einführte, blühte das Unternehmen auf und besteht heute noch
(*1930) als Gasthaus großes Wirtshaus von Ebendorf, geleitet vom
Eigentümer Heinrich Henritzi.
Mit den Juden aber ging es von den 90-er Jahren angefangen
wieder langsam zurück. Ihr großes Wirtshaus wurde, da jetzt
alle Unterhaltungen sowie Bälle, Versammlungen im neuen, großen,
modernen henritzischen Saale abgehalten wurden, einbezogen. Als der alte
Jude im Jahre 1895 verstorben ist, hinterließ er seinen Angehörigen,
seinem Cousin Moritz Salinski, sowie seinen beiden Söhnen, Adolf und
Bertschi, jedem ein gutgehendes Geschäft und Wirtshaus sowie ein beträchtliches
Vermögen zurück. Als dann im Jahre 1905 auch Moritz Salinski
gestorben ist, verkauften sie noch die zwei Geschäfte und verteilten
sich das Vermögen. Die Familie Moritz´s und Adolf´ s zogen
nach Lugosch, wo sie sich niederließen. Der jüngste Salinski,
Bertschi, aber verblieb in Ebendorf als Privatier. Er gab sein Feld in
Pacht und kaufte weiterhin Getreide zusammen, verkaufte von nun an ein
Joch Feld um das andere und ein Haus nach dem anderen an die Ortsinsaßen.
Jedoch erst der (*erste) Weltkrieg und seine Folgen brachten den Juden
gänzlich zu Fall. Erstens zeichnete Herr Salinski große Summen
an Kriegsanleihe und beteiligte sich an großen verfehlten Spekulationen,
welche sein ganzes, noch bestehendes, Vermögen Verschlag. Den letzten
Besitz, ein Haus mit 1/2 Joch Garten verkaufte er an Herrn Meier um ...
Kronen. Zwei Häuser mit zusammen ... Joch Feld aber kauften die im
Jahre 1919 eingewanderten Weidentaler an. Und als er im Jahre .... in Lugosch
verstarb, hinterließ er seine Witwe mit 2 Kinder in armen Verhältnissen
im Hauszins (*Miete) wohnend zurück, wo sie sich heute noch ihr Leben
mit der Schnitzerei fristet. Somit haben hier die Juden die ganzen 60 Jahre
gehaust, vom Jahre 1860-1920, sie sind arm eingezogen und nach einer glanzvollen
Periode wieder arm von hier abgezogen.
Über die Wassernot in Ebendorf muß man schon
ein eigenes Kapitel schreiben, da sogar Menschen ihr Leben hierfür
opfern mußten. Ja der Mangel an Wasser machte, wie schon am Anfang
erwähnt, unseren Ahnen große Sorgen und blieb bis zum heutigen
Tage stets unser Sorgenkind, denn es konnte bis heute trotz vielen Versuchen
kein Quellenbrunnen mehr gemacht werden. Die ersten zwei Brunnen, welche
bei der Ansiedlung gemacht wurden, stehen beide in der Hauptgasse. Diese
haben wirklich starke Wasserquellen, jedoch durch die allzugroße
Tiefe, entstehen immer wieder mit den Aufzugsmitteln große Kalamitäten.
Als Zugmittel in der ersten Zeit werden, wie beim Getreidetreten, Pferde
um den 1,5 Klafter breiten Bruchstein ... Riesenbrunnen herum und haben
so den Eimer aus der Tiefe von 48m (*?) herauf gezogen. Später wurden
die Brunnen mit einem Pumpwerk versehen, jedoch auch jetzt mußten
immer noch 2 Personen ihre sämtlichen Kräfte anwenden bis sie
1-2 Eimer damit heraufdrehten. Außerdem kostet die Instandhaltung
der Pumpen viel Geld, denn es müssen ständig einem Fachmann jährlich
6.000-8.000 Lei bezahlt werden, welche dieselben im Stande hält, da
ständig Reparaturen dran nötig sind. Bei solchen Reparaturen
an den Rohren oder an dem Saugaparat werden die Fachleute in einer Großen
Kiste und einem starken, hierzu bestimmten Seil, mittels einer Rolle, welche
8 Mann bedienen, hinuntergelassen. Bei dieser Arbeit sind, seit wir uns
erinnern können, schon 2 Mann ums Leben gekommen.
Im Jahre 1874 fiel ein gewisser Werksmeister aus einer
Höhe von cca 24m aus der Kiste und war, bis Hilfe hinunterkam ertrunken
bzw. erschlagen. Im Jahre 1888 sind der damalige Schmiedemeister Peter
Müller und Nikolaus Dufski (*Dubski) in den Brunnen gefahren (*das
hinablassen der Kiste nannte man in Ebendorf "in den Brunnen fahren") um
eine Reparatur vorzunehmen. Müller schraubte den Saugaparat ab, um
diesen nach oben zu bringen, er rief hinauf man möge das Werk andrehen,
vergaß aber oben die Rohre zu befestigen und in dem Moment in dem
die Männer oben andrehten, stürzten die ganze Rohre im Brunnen
zusammen und töteten den Schmiedemeister. Und wie durch ein Wunder
blieb sein Begleiter unversehrt, er kroch in diesem Moment in eine Nische,
wo ein Bruchstein aus der Mauer gefallen war.
Als im Jahre 1800 die Ansiedler sich bei der Kameralverwaltung
in Temeswar wegen Wassermangel beklagten, wurden dann im Tale, beim Eingang
in die Gemeinde noch 2 Brunnen von der Kameralverwaltung, das heißt
auf ihre Spesen, gegraben, welche aber sehr tief und mit Schwengelaufzug
versehen sind. Dadurch wurden dann die 2 Brunnen im Dorf entlastet, da
seither das Vieh meistens unten im Tal getränkt wird. Seither werden
schon an verschiedenen Stellen der Gemeinde Versuche unternommen einen
Quellenbrunnen zu machen, jedoch immer vergebens. Seltsamerweise hatte
der Landwirt Johann Zeller das Glück im Jahre .... bei einer Tiefe
von ... m eine Quelle zu finden, mit diesem zusammen hat nun die Gemeinde
5 Quellenbrunnen. Im Jahre 1919 versuchte die Gemeinde nochmals, in einer
Nebengasse, einen Brunnen zu graben. Es wurden 38 m tief gegraben und gleich
mit Brennziegel ausgemauert, dann noch 12 m tief gebohrt, zusammen also
50 m tief ohne auf Wasser zu kommen. So mußte auch dieser Versuch
als vergebliches Unternehmen eingestellt werden, und so stand derselbe
viele Jahre unfertig da, bis im Jahre 193- dieser zusammenstürzte
und viele tausend Ziegel vergrub. Da aber auch weit und breit kein Fluß
vorhanden ist, so halfen sich die Leute in der ersten Zeit dadurch aus,
daß sich jeder im Garten ein Loch auswurf, ein sogenanntes Stampfloch
(*Stambeloch) worin sich Regenwasser sammelte, damit im Hause Wasser sei.
(*Dieses Stampfloch entstand aber dadurch daß man früher die
Häuser nicht mit Ziegel errichtete, sondern zwischen zwei, aus Ruten
geflochtenen Wänden, mit eben dieser Erde aus dem Loch im Garten eingestampft
hat). In letzter Zeit wurden diese Stampflöcher wieder zugeworfen
und durch Brunnen ersetzt. Es wurden daher 2-6 m tiefe Brunnen gegraben,
mit Ziegelsteinen ausgemauert und das Regenwasser von den Dächern,
mittels Dachrinnen, hineingeleitet. Somit erhalten die Leute reines Regenwasser
zum Wäsche waschen und das nötige Wasser für die Haustiere.
Zum Glück findet man aber auf dem Hotar und sogar an vielen
höheren Stellen als die Gemeinde liegt, schon bei 8-10 m tiefe gutes
Quellwasser. Im Jahre 1934 versuchte nun die Gemeinde, auf allgemeines
Verlangen der Bevölkerung nochmals einen Brunnen zu machen. Bei 14
m Tiefe angelangt, mußte da die Arbeit auf einige Tage eingestellt
werden, da keine Ziegel vorhanden waren. Unter dieser Zeit ging einmal
der Junglandwirt Nikolaus Dufski (*Dubski) zum Brunnen und horchte hinunter,
und es kam ihm vor als höre er Wasser rauschen. Diese Beobachtung
teilte er mehreren Männer der Gemeinde mit, welche nun beschlossen
einen Mann hinunter zu lassen und sich zu überzeugen. Dubski, ein
couragierter junger Mann, bestand darauf hinunter zu fahren. er machte
in das Seil eine Schlinge und stellte sich mit einem Fuß hinein.
Nun wurde er mit der Rolle, mit welcher der Grund heraufbefördert
wurde, hinuntergelassen. Unten angelangt bemerkte er an einer Stelle wie
es sauste. Im guten Glauben es sei Wasser, bohrte er, mit einer Eisenstange,
an dieser Stelle. Auf einmal entströmte dieser Öffnung Gas, als
er dieses verspürte, rief er auf einmal auf, hier ist scharf. Als
er aber schon gut über der Hälfte war, lösten sich seine
Hände plötzlich vom Seil los und er stürzte Kopfüber
in den Brunnenschacht hinunter, von wo er erst nach einigen Stunden mit
einer Brunnenkatze, mit zerschmetterten Gliedern, tot heraufgezogen wurde.
Das letzte Opfer unserer Wassernot. Im Brunnen aber wurden die Ziegel ausgehoben
und dann wurde er zugeworfen.
Oh, Schicksal, wie unergründlich sind oft deine
Wege. Vor 47 Jahren entging der ledige Landwirt Nikolaus Dufski, durch
einen glücklichen Zufall, dem sicheren Tode im Brunnen und jetzt,
im Jahre 1934, starb sein einziger Sohn Nikolaus im 33-ten Lebensjahre
in einem Brunnen, seine alten Eltern, 2 Kinder und eine Witwe zurücklassend.
Hier müßte endlich der Staat eingreifen und durch staatliche
Ingenieure untersuchen lassen ob es nicht möglich wäre, in der
Gemeinde einen artesischen Brunnen zu bohren, welcher die Gemeinde mit
genügend Wasser versorgen würde. Natürlich müßte
hier, wie gesagt, das Komitat oder der Staat behilflich sein, die Kosten
zu decken, da die Gemeinde zu arm ist um die Untersuchungen vornehmen zu
lassen.
Die erste Kirche, welche gleich bei der Ansiedlung errichtet
wurde, ist, da sie aus Holz und schlechtem Material hergestellt wurde,
schon im Jahre 1792, bei einem mächtigen Sturmwind, eingestürzt.
Nun wurde der Gottesdienst mit Einwilligung des Tschanader Bischofs Ladislau
Köschegi de ... in der Schule abgehalten. Es wurde, noch im selben
Jahr, an die ungarische Hofkammer um die Genehmigung zur Erbauung einer
Kirche angesucht, und gleichzeitig Risse und Kostenüberschlag (*Kostenvoranschlag?)
eingereicht, die Genehmigung wurde aber erst im Jahre 1808 erteilt, und
noch im selben Jahr wurde mit dem Bau der heutigen Kirche begonnen, welche
der damalige Patronsherr, Baron Michael Bruckenthal, von einem siebenbürger
Baumeister aufbauen ließ. Sie wurde aus Stein aufgebaut und kostete
2200 Gulden. Bei dem Bau der Kirche mußten, notdürftig, die
Einwohner alle Fuhren und Handarbeiten unentgeltlich leisten. Zu der Grundsteinlegung
entsendete der Bischof, den Lugoscher Quardian Jeremias Delprini, welcher
im Namen des Bischofs den ersten Stein beim Bau der Kirche legte.
Im Jahre 1811, also nach 3 Jahren, wurde die Kirche endlich
fertig und übergeben, im selben Jahre, am 29. September wurde sie
dann, im Namen des Erzengels Michael, feierlich eingeweiht (*auf Verlangen
des Barons Michael Bruckenthal). Die Einweihung vollzog, im Namen des Bischofs,
der Temeswarer Fabriker Pfarrer und bischöflicher Rat Georg Kisch.
Anwesend waren noch: Jäger Ambrusch- Ebendorfer Pfarrer, Lugoscher
Quardian Ludwig Istvan, Darowarer Pfarrer Kollar Michael, Wetschehauser
Pfarrer Atanasowitsch Istvan, lugoscher Bruder ... .
Die Kirche hielt ohne Renovierung bis im Jahre 1905 aus,
dann aber mußte dieselbe, da die Mauern große Risse zeigten,
renoviert werden, welche den Betrag von 4427 Kronen, 63 Heller kostete.
Auch wurde damals das heutige Pfarrhaus um den Betrag von 13.617 Kronen,
68 Heller umgebaut, welches die Arader Bank, als damaliger Patronsherr
bauen ließ. Im Jahre 192- haben sich dann wieder gefährliche
Sprünge an dem Mauerwerk gezeigt, und mußte wieder eine gründliche
Reparatur vorgenommen werden. Diese kostet ... Lei, welche Lasten schon
die Gemeinde übernehmen mußte und in Form einer Kultussteuer
eingebracht wurde. Im Weltkrieg mußten auch wir die Glocken abführen,
aber schon im Jahre
1923 schafften wir uns wieder 3 neue Glocken an, wozu
uns unsere Landsleute in Amerika das meiste beisteuerten (*249 US Dollar).
Die Pfarrherren
Seit der Ansiedlung bis heute wirkten hier folgende Pfarrer:
von 1786 bis 1792 Michael Mersch, ihm folgte bis 1794 Pater Müller
Damasus Kapistran, bis 1795 Pater Joanus Kronthaler. Bis 1804 Pater Alfons
Teklaschi, bis 1812 Pater Ambrosch Jäger, bis 1918 Gaspar Kroschek,
bis 1833 Leschkowisch Valentin, bis 1835 Krip Anton, bis 1838 Fried Nachtigall,
bis 1843 Stefan Kumka, bis 1844 Peter Kümmel, bis 1852 Farkasch Georg,
bis 1854 Dionisius Schmalz, bis 1962 Anton Wrede, bis 1863 Krechs Wilhelm,
bis 1865 Fanyo Joanes, bis 1872 Krechs Wilhelm, bis 1902 Ignatz Widowisch
, bis 1919 Joseph Posch und von 1919 bis heute ist Hochwürden Emanuel
Pakosch Seelenhirt. Einer der fähigsten, daher beleibtesten Pfarrer,
dem das Wohl der Gemeinde am Herzen lag, war unbestritten Herr Ignatz Widowisch,
welcher 30 Jahre hindurch, von 1872 bis 1902, die hiesige Seelsorge inne
hatte.(* Herr Julius Köhler konnte zu der damaligen Zeit, als er dieses
Werk verfaßte, noch nicht wissen das Pfarrer Pakosch Emanuel 32 Jahre
lang in Ebendorf tätig sein wird, und das dieser sich mit Leib und
Seele für die Gemeinde einsetzte).
Als Präses des Kultes und Schulkomision, hielt er
(Ignatz Vidovich) so manche aufklärende Rede über aktuelle Angelegenheiten
an die Mitglieder der Kultus- und Schulkomision, bei deren Sitzungen. Nachstehend
bringe ich wortgetreu das Protokoll einer solchen Sitzung:
Schulkoisionssitzung abgehalten am 3 Oktober 1182.
Gegenwärtig waren die Schulkomisionsmitglieder:
Burghardt Nikolaus, Burghardt Michael, Reiter Josef, Megerle Josef, Kristoff
Martin, Hubatschek Joseph und Sutschek Jakob.
Herr Präses legte in kurzen Worten den Zweck der
Sitzung dar. Es wurde die Ministerielle Verordnung vom 7. August unter
der zahl 15027, betreff des Schulbesuches der Schulkomision, wie auch der
schulpflichtigen Jugend zur Kenntnis genommen. Hierauf wurde der Gesetzartikel
von den Pflichten der Schulen Paragraph 125 vorgelesen. Bei dem Besuche
der Schule, erwähnt Herr Präses, daß das Gesetz die Schulkomision
verpflichtet, wöchentlich ein Mitglied, welches die betreffende Schule
zu besuchen hat, zu entsenden, dort, nach den Weisungen der Schulkomision
alles ins Auge zu fassen.